7. Oktober 2013

MUSIK IM DUNKELN

Ingmar Bergman  (Schweden, 1948)
„Musik im Dunkeln“ entstand nach dem harmlos wirkenden „Schiff nach Indialand“, muss also ebenso zu Bergmans jungfräulicher Frühphase dazugezählt werden, noch einige Jahre, bevor die wirklich großen und wichtigen Filme folgen sollten.
Es geht um die Liebe zwischen dem blinden Musik Bengt (Birger Malmsten) und dem Hausmädchen Ingrid (Mai Zetterling). Bereits in den ersten Filmminuten inszeniert der junge Bergman auf eine beängstigend unbeholfene Weise den tragischen Zwischenfall, dem Bengt seine Erblindung zu verdanken hat. Er war damals Rekrut und wollte bei einer Schießübung des Militärs ein harmloses, niedlichen Hündchen aus der Schießrichtung wegschäuchen und geriet selbst in den Kugelhagel. Auf den Zuschauer wirkt diese Szene eher wie eine brutale Hinrichtung als ein Unfall der „lediglich“ zur Erblindung des Protagonisten herbeiführte. Bergman stopft als Zwischenstück einige symbolisch-albtraumhafte Szenen hinein, wie eine Mischung aus B-Movie-Horror, Hitchcock und Dali; stimmungsvoll aber ein bisschen danebengegriffen.
Der blinde Bengt lebt von da an bei seiner Tante, wo er musikalisch unterrichtet wird und die hübsche Ingrid kennenlernt. Die gegenseitigen Annäherungsversuche werden jedoch von den gesellschaftlichen Standesunterschieden gehemmt und Bengt konzentriert sich zunächst auf seine musikalische Laufbahn. Von der Musikschule abgelehnt, wird er zum Restaurant-Pianisten und anschließend zum Klavierstimmer an einer Blindenschule.
Bengt, ein armer Hund, der von der Welt nichts mehr sieht und öfters ausgenutzt und betrogen wird, irrt nur noch in der endlosen Finsternis umher, und für uns Zuschauer bleibt es in diesem Film ebenso dunkel, schattig und einengend, bis Bengt irgendwann doch wieder abends in der Stadt über Ingrid stolpert. Beide finden zwar wieder zueinander, müssen sich aber vor den Vorurteilen anderer wappnen und sich sogar auf dem Weg zum Traualtar die Moralpredigt des Pfarrers anhören, der seine Bedenken zu einer solchen Ehe äußert.
Das ist Bergmans angeblich geglückter Versuch, einen publikumstauglichen Film auf die Beine zu stellen. Es mag ihm ja gelungen sein, auch wenn dieser Regisseur, wie man ihn später als schonungslosen Charakter-Filmer kennenlernen durfte, hier eher mit Abwesenheit zu glänzen scheint. Ein solider Film, aber (noch) kein Bergman.

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