27. Oktober 2010

DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM

Paul Wegener (Deutschland, 1920)
Endlich: Wegeners Klassiker auf großer Leinwand und mit Live-Pianobegleitung von Uwe Oberg, der die meisten Stummfilme Wiesbadener Caligari Kino musikalisch begleitet. Die Illusion ist perfekt: jazzig-klassische Verzierrungen in den Ohren und dazu diese unheimliche Geschichte vor der gewohnten, expressionistischen Filmarchitektur der damaligen Zeit.
Die Häuser des jüdischen Ghettos neigen sich zu allen Seiten, während Rabbi Löw seine Kreatur modelliert, die die jüdische Gemeinde vor dem kommenden Unheil retten soll.
Regisseur Wegener spielt selbst den Mann aus Lehm. Wenn er nach all den Strapazen schließlich das Tor aufbricht, das Ghetto verlässt und ein kleines Mädchen in die Arme nimmt, da merkt man plötzlich wie der Film das symbolische Bild vorwegnimmt, das man aus Whales „Frankenstein“ kennt: die Konfrontation von Mensch und Kreatur, von Unschuld und Monster, dessen Seelenexistenz man hinterfrag. Der Golem, letztendlich bloß ein hilfloses Werkzeug, das sogar von einem kleinen Kind außer Betrieb gestellt werden kann. Ein aufregender Film, oft übertrieben und nicht immer logisch, ein sympathisches Opfer seiner Zeit.