17. Oktober 2013

GARP UND WIE ER DIE WELT SAH

George Roy Hill  (USA, 1982)
Spätestens nach dem fürchterlichen "Bis ich dich finde" hat man keinen Bock mehr auf die dicken Wälzer von John Irving. Verfilmt wurden sie bereits mehrere Male, aber eigentlich nie so Irving-gerecht wie die damalige George Roy Hills Garp-Verbeugung, weswegen man den Film gerne hin und wieder herauspackt.
Der junge Robin Williams schlüpft hier in die Rolle des Garp, der - wie das bei Irving meistens so ist - ohne Vater aufwächst, dafür mit einer bemerkenswerten Mutter (Glen Close), die durch ihren Schriftsteller-Sohn dazu animiert wird, selbst zur Schreibmaschine zu greifen und mit ihrem Roman dermaßen erfolgreich wird, dass sie zu einer Gallionsfigur der amerikanischen Frauenbewegung wird. Ihr Haus wird schließlich von den kuriosesten (Frauen)Gestalten bevölkert, von Transsexuellen bis hin zu einer Gruppe, die sich als Protest gegen die Misshandlung eines berühmt gewordenen Vergewaltigungsopfers, die Zungen abgeschnitten hat.
Inmitten all dieser skurriler, tragisch-komischer Begebenheiten steht Garp, der die Welt eben mit anderen Augen sieht, der von seiner Schriftstellerei träumt, obwohl er im Schatten seiner populären Mutter steht, der Kampfringer sein möchte (Irving selbst gibts als Schiedsrichter zu sehen) und der mit seiner Jugendliebe, Helen (Mary Beth Hurt) eine Familie gründet und durch Hoch und Tief seinem Schicksal entgegensteuert.
Dem Filmemacher, der früher mit "Der Clou" und "Butch Cassidy and the Sundance Kid" für Aufsehen sorgte, gelang damit nicht bloß ein filmischer Versuch, sondern eine beachtliche Irving-Verfilmung, die zwar fest mit den Beinen im Mainstream-Kino steht, aber dennoch genug verstörende und groteske Momente beinhaltet, um sich einem breiten Publikum zu entziehen. Hill ist bis heute der einzige Filmemacher, der Irvings Opulenz aus unzähligen Nebenhandlungen und akribisch ausgearbeiteten Lebensläufen, in eine kompakte und eigenständig funktionierende Geschichte zwängen konnte.

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