9. Oktober 2013

KUKUSCHKA – DER KUCKUCK

Alexander Rogoschkin  (Russland, 2002)
„Kukuschka“ ist wirklich ein ganz außergewöhnlicher Film, bei dem man jedoch zunächst ins kalte Wasser geschmissen wird, weil man in den Anfangsszenen vor lauter unterschiedlicher Uniformen, die unbedingt auseinandergehalten werden möchten, schnell den Überblick über das Wer-Was-Warum verlieren kann.
Der Zweite Weltkrieg neigt sich dem Ende zu, so viel ist sicher, Deutschland und Finnland löst ein gemeinsames Bündnis auf und stehen sich feindlich gegenüber, so dass die Sowjets auf der Abschussliste der Finnen stehen. Der Finne Veikko wird als Verräter in der Wildnis Lapplands an einen Felsen gekettet und zeitgleich soll Iwan, der für die sowjetische Armee kämpfte, vors Kriegsgericht gestellt werden und wird durch die gleiche Gegend als Gefangener befördert.
Das Schicksal (und der Regisseur) will es, dass sich beide Männer aus ihrer misslichen Lage befreien können und ihre Wege kreuzen sich auf dem abgelegenen Gut von Anni, der einzigen Frau breit und weit, die alleine mit bäuerlichem Fleiß ihren Hof betreibt.
Und an diesem verlassenen Ort beginnt auch der eigentliche Film mit einem einfachen aber wirkungsvollen Einfall. Es gibt drei Figuren aus drei unterschiedlichen Kulturen, die drei unterschiedliche Sprachen sprechen (Russisch, Finnisch und Samisch) und deswegen nicht miteinander kommunizieren können. Es wird zwar viel geredet, doch die ständigen Versuche, dem Anderen etwas mitteilen zu wollen, enden bloß in einer auf Missverständnissen beruhenden Nicht-Kommunikation. Und wie mag erst ein ganzer Weltkrieg funktioniert haben, wenn bloß drei Menschen, die aus dieser tragischen Periode entsprungen sind, in oft völlig sinnlosen, thematisch versetzten Dialogen ein grotesk-absurdes Zerrbild jener Zeit darstellen.
Durch die Abgeschiedenheit des Handlungsortes und die Nähe zum einfachen Leben, bekommt der Film seinen universellen und poetischen Stempel aufgesetzt. Drei Menschen, die genug gekämpft und gelitten haben, die in dieser erholsamen, unberührten Natur endlich ihren Frieden gefunden haben müssten, fühlen sich unverstanden und wittern Gefahr hinter ihrem Rücken, bis wieder Blut fließen muss. Als Zuschauer ist man immer im Vorteil, weil man dank Untertitel alles versteht und die Tragikkomik dieser Dreieck-Konstellation aufschnappen und begreifen darf. Wären nicht die etwas zu lang geratenen, schamanischen Ritaul-Szenen, wäre es ein durchweg gelungener Film geworden. Aber die seien ihm verziehen; sie illustrieren schließlich das mystisch-rätselhafte Ambiente dieser sonderbaren Landschaft.

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