18. Oktober 2009

TAGEBUCH EINER KAMMERZOFE

Luis Buñuel (Frankreich, 1964)
Wieder einer dieser Filme, dessen jede Kameraeinstellung man sich am liebsten einrahmen und über's Bett hängen würde. Denn was gibt es schöneres, als ein schwarzweißer 16:9-Film mit solch brutal schönen Helldunkel-Kontrasten und einem solchen Graustufen-Paradies; wie ein perfekter Blumenstrauß, aber in S/W. Und wenn Moreau dann hinausgeht, in den Garten, in die Landschaft.. und man am Horizont ganz zart diese nebligen Wälder sieht, die vielen Tiefenebenen, dann das Haus, davor die Menschen: ja, da würde man gerne alle Farbfilme für alle Ewigkeit zum Teufel jagen. Die Größe von dem Film liegt vielleicht auch darin, dass trotz der Bedrohung, die ständig in der Luft liegt, es Bunuel dennoch geschafft hat, das ganze in so eine Idylle zu verwandeln: das Haus auf dem Lande, ein Mädchen das im Wald Schnecken sammelt (meine Lieblingsszene!), die neue Kammerzofe, die neugierig dieses neue Leben mit den neuen Menschen beobachtet. Auf den ersten Blick denkt man überhaupt nicht an einen Film, der auch politische Dinge aufgreift, sondern an eine gemütliche, liebevolle Geschichte von nebenan.