21. Oktober 2013

MITTERNACHT IM GARTEN VON GUT UND BÖSE

Clint Eastwood  (USA, 1997)
Clint Eastwood wedelt öfters gerne mit der Flagge seines Heimatlandes und klammert sich auch gerne an geschichtsträchtige, amerikanische Themen, man weiß ja, wie er ist. Man muss ihn irgendwie auch interessant finden und man kann kaum einen Bogen um ihn machen und weiß nicht mal wieso.
Auch hier basiert alles auf Tatsachen. Jim Williams (Kevin Spacey) ist ein neureicher Kunstsammler, aber vor allem ein homosexueller Lebemann mit großem Anwesen und ein beliebter Gastgeber turbulenter Partys. Eine bunte, egozentrische Erscheinung, die sich an vielen Fronten leicht Feinde macht und ständig in derem Visier bleibt.
Er lädt den Journalisten John Kelso (John Cusack) ein, der über seine Weihnachtsparty berichten soll, doch das Blatt wendet sich ganz schnell, als Williams bei einem Streitgespräch seinen Liebhaber (Jude Law) erschießt. Notwehr oder Mord, der Sachverhalt bleibt undurchsichtig und Kelson entscheidet sich lieber, ein Buch über den rätselhaften Fall zu schreiben. Vom Journalisten zum Schnüffler, ganz nach dem klassischen Erfolgsrezept.
Eastwood leitet seine Geschichte spannungs- und stimmungsvoll ein; wir lernen einen Haufen exzentrischer, leicht skurriler Figuren kennen, betreten zusammen mit Kelson ein völlig neues Territorium, aus arroganten Stars, falschem Glanz, protzigem Getue und rutschen dann immer weiter in die verborgenen Schattenwelten hinter der polierten Fassade, bis wir auf einmal sogar einer mitternächtlichen Voodoo-Sitzung auf dem Friedhof beiwohnen dürfen. Südstaaten-Mystik gepaart mit einer Figurenzeichnung, die man als freakiges Pendant zu Jay Gatsby oder gar Charles Foster Kane betrachten könnte.
In der ersten Stunde denkt man, das wäre vielleicht sogar einer der besten Eastwood-Filme, doch das Blatt wendet sich erneut, als Williams schließlich doch wegen der Schießerei verhaftet wird und der mühselige Prozess beginnt. Eastwood verlegt dann fast alles und alle in den Gerichtssaal, wechselt das Genre und hemmt plötzlich den Rhythmus, langweilt beinahe durch den neudefinierten Fokus. Oder John Berendts Bestseller-Vorlage, in dem die wahren Begebenheiten bereits verwurstet werden, verläuft sich in ähnlicher Weise. Das Thema überragt irgendwann seine Figuren und das ist in dem Fall irgendwie schade, wenn man schon die Drag Queen, Lady Chablis an Bord hat und die Voodoo-Priesterin, Minerva (Irma P. Hall) die Gegend unsicher macht.

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