6. Februar 2010

OTHELLO

Orson Welles (USA, Italien, Frankreich, 1952)
Kein Shakespeare-Fan, doch wenn der dicke Orson (damals noch nicht ganz so dick) etwas in die Hände nimmt, wird das meiste zu Gold, oder verdient zumindest Beachtung. Und seine Othello-Verfilmung sowieso. Das besondere an Welles’ Filmen: schon nach wenigen Bildern weiß man, dass es ein Welles-Film ist, weil er seine Kamera immer da hingestellt hat, wo es sonst kein anderer Mensch tun würde; vermutlich irgendwo ganz tief auf dem Boden liegend, so dass jeder auf dem Set darüber stolperte.
Egal, deswegen sind die Bilder so groß, die Blickperspektiven dämonisch und einschüchternd. Schnitte, Bildkompositionen, Reduktion auf Silhouetten, Licht- und Schattenspiele, die Art wie Darsteller ins Bild ragen... das alles erinnert an Eisenstein. „Alexander Newski“ und das ganze historische Zeug.
Insgesamt eine schöne Adaption, und vielleicht auch etwas eigenwillig, denn die zu erwartende bühnenstück-ähnliche Ästhetik, bei der sich uns die Charaktere aufdrängen würden, tritt eher zur Seite und macht Platz für einen Film, der auf die Kraft seiner Bilder setzt, aus denen man sich das eigentliche Drama zusammensetzen darf. Shakespeares expressionistischer Tanz.