28. Oktober 2013

EDIPO RE

Pier Paolo Pasolini  (Italien, 1967)
Pasolini stellt sich dem Ödipus-Thema standhaft in den Weg, beginnt von den 20er Jahren zu erzählen und verzichtet zunächst auf unnötige Worte, setzt lieber auf seine bewährte Bildsprache, was ja auch vollkommen genügt, weil Silvana Mangano wieder dabei ist. Sie muss ohnehin nichts tun; bloß mit ihrem Sohn schweigend auf der Wiese sitzen und in die Kamera schauen. Das genügt vollkommen, die Musik übernimmt den Rest.
Dann gibt es den überraschenden Schwenk, der uns mal wieder in Pasolinis Wüstenlandschaften verfrachtet, wo man gleich den Staub und Sand in den Augen zu spüren bekommt. Er erzählt hier vom alten Griechenland, wie der kleine Ödipus von seinem Vater ausgesetzt wird, weil dieser Angst vor der Prophezeiung hat, sein Sohn würde ihn töten und mit seiner Frau im Bett landen. Ödipus wächst zum Mann heran und begegnet zufällig seinem Vater samt Eskorte, irgendwo in der Einöde. Beide wissen nicht, wen sie in dem Augenblick vor sich haben, dem Sohn wird bloß befohlen, den Weg zu räumen, wodurch er sich beleidigt fühlt, zuerst die Eskorte aus vier bewaffneten Männern töten und schließlich seinen eigenen Vater ermordet, völlig unwissend, wen er da mit dem Schwert niedergemetzelt hat.
Pasolini legt ganz klar sein Augenmerk auf diese Szene, die vollkommen ausgedehnt erscheint. Franco Citti als Ödipus stürzt sich in blinder Wut nacheinander auf seine Gegner, am Ende bleiben bloß noch paar tote Körper in einer völlig kahlen Landschaft liegen, afrikanische Trommeln und eine flehende Flöte begleiten jeden Schritt.
Die legendäre Ehe mit seiner eigenen Mutter folgt im Anschluss, obwohl der Inzest Pasolini weniger zu interessieren scheint als die Thematik des blutrünstigen Vatermordes. Da sollen autobiographische Züge ins Spiel kommen; die von Hass erfüllte Beziehung des Regisseurs zu seinem Vater, die "Edipo Re" vielleicht zu seinem persönlichsten Werk macht.

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