24. März 2014

DIE ROTE HERBERGE

Claude Autant-Lara  (Frankreich, 1951) 
Claude Autant-Lara erzählt hier nach einer wahren Begebenheit von der berühmt-berüchtigten roten Herberge, in der zwischen 1807 und 1833 über 50 Reisende von den Wirtsleuten erst angelockt, anschließend ermordet, ausgeraubt und auf dem umliegenden Gelände vergraben wurden.
Fernandel ist dabei, wieder als Mönch, nicht weit weg von seinem Don Camillo. Der Mann Gottes, der mit seinen Händen herumfuchtelt und dank seiner großen Gesten zur unüberwindbaren Ehrfurchtsperson wird. Die Wirtin hält es nicht lange aus, wird von Gewissensbissen geplagt, denn all die sündige Jahre stauen sich an. Eine Herberge ist keine Kirche, so beichtet sie ihm die vielen Morde mit einem provisorischen Röstkastaniengitter vorm Gesicht.  Fernandel kann da seine großen Augen voller Staunen bloß noch weiter aufsperren und muss sich entscheiden, wie er die anderen Wirtshaus-Besucher vom sicheren Tod bewahren kann, ohne seine Schweigepflicht anzutasten.
Bei Autant-Lara wird dieser teuflische Vorfall noch erheblich bunter und verspielter; da soll man sich von dem ewigen Schwarzweiß nicht täuschen lassen. Er inszeniert die Begebenheiten mit einer überdosierten und reichlich verstaubten Komik als kammerspielartige Wirtshaus-Groteske. Von einer beißenden Moral oder belehrender Konsequenz werden die Charaktere dabei auch nicht verschont. Hier fließt kein Blut, der Schnee ist weiß und unbefleckt und die vergrabenen Leichen im Garten bleiben wo sie sind: unter der Erde. In zeitlicher Not wurde das letzte Mordopfer sogar im Inneren eines Schneemanns versteckt. Und ein Schneemann hält nicht ewig. Schon gar nicht in dieser teuflischen Geschichte, so winterlich gemütlichen sie auch erscheinen mag.