1. Mai 2012

MY WEEK WITH MARILYN

Simon Curtis (Großbritannien, USA, 2011)
Michelle Williams ziert zur Zeit die Cover aller Illustrierten, ob im Monroe-Outfit oder nicht; man kommt nicht drumherum und sitzt dann auch schon bald im roten Kinositz.
Monroe war cool, Williams ist es (meistens) auch; die Zusammenstellung wirkt dennoch seltsam. Williams macht aber ihren Job ganz ordentlich, man ist angenehm überrascht bei all den wohlbekannten und gut einstudierten Bewegungen und Gesten, so lange man seine Finger von solchen Behauptungen lässt, Monroe wäre wieder zum Leben erwacht. Das will auch keiner, schon gar nicht bei einer solch völlig abgewetzten Ikone, die sich unsere Popkultur um den kleinen Finger gewickelt hat; auf Elvis' Schoß mit der Cola-Flasche in der Hand.
Bleibt die Frage: was will dieser Film dann überhaupt? Zumindest schaufelt er sich den Weg frei, von dem chronologischen Werdegang eines standardisierten Biopics und erzählt bloß eine kleine Anekdote aus Monores tragischem Leben.
Es geht um die Dreharbeiten zu Laurence Oliviers „Der Prinz und die Tänzerin“, die Mitte der 50er in Großbritannien stattgefunden haben. Monroe ist das undisziplinierte Naturtalent, die immer zu spät kommt und ihre Texte vergisst, Olivier ist der tobende Star und Profi, und dann gibt es noch einen Dritten im Bunde: den Engländer Colin Clark, 3. Regieassistent, Mädchen für alles und der eigentliche Grund für diesen Film: er ist die Schulter, an der sich die stets verletzte Monroe ausheulen kann, er ist der nette Kumpel, der naive Zuhörer, der Typ der glaubt, als Einziger diese komplizierte Frau zu verstehen. Und wenn „My Week with Marilyn“ die Regiearbeit des echten Colin Clarke wäre, könnte man noch ruhig behaupten, er setzt sich mit diesem Film ein Denkmal und möchte im Alter noch mal ein bisschen angeben.
Wenn der Film vorbei ist, hat man schon wieder die gleiche Monroe gesehen wie sonst auch, trotz des Augenmerks auf eine bestimmte Lebensphase. Diese Figur ist einfach zu überlegen, um sich von Klischees und Mythen lösen zu können und zu komplex und zu undurchdringlich, als dass jemand wie Simon Curtis oder Michelle Williams sie jemals enträtseln oder eine andere Seite an ihr entdecken  könnten. Solche Versuche bleiben sehenswert aber oberflächlich; lieber wieder in John Hustons „Misfits“ reinschauen.

Keine Kommentare: