22. Mai 2012

POSSESSION

Andrzej Żuławski (Frankreich, Deutschland, 1981)
Żuławskis altes Teufelswerk, verstümmelt, verpönt und nach Jahrzehnten doch noch in voller Länge auf DVD erschienen. Man weiß auch nicht, von welcher Seite man es anpacken soll, denn "Possession" entzieht sich allen narrativen Konventionen. Vielleicht ist das so ein hinterhältiger Żuławski-Trick, den er schon bei "Dritter Teil der Nacht" angewendet hat, weil seine Geschichten im Verlauf zunehmend (alp)traumhafter werden.
"Possession" lebt vor allem von seinen Genre-Überschneidungen, die von dem anfänglichen Beziehungsdrama zu einem schauerlichen Monster/Horror-Symbolismus überschwappen. Es heißt, der Regisseur würde in diesem Werk seine damalige Scheidung verarbeiten, also haben wir hier einen höchst persönlichen Film, der den eigenen Schmerz mit absurden Mitteln verschleiert.
Auffällig ist jedoch: die Horror-Ansätze wirken gerade so bedrohlich, weil sie von dem anfänglichen Ehedrama umschlossen werden; häufen sich jedoch die phantastisch-surrealen Motive und das theatralische Agieren der Darsteller zunehmend an, geht dem Film jede Art von Realismus verloren, mit dem sich der Zuschauer ansonsten identifizieren könnte. Aber vielleicht soll er das auch gar nicht. Vielleicht sollen wir einfach nur in dieser allegorischen Übersteigerung ergründen, wie zwei Menschen seelisch zerbröckeln, sich selbst und ihr Gegenüber zerfleischen.
Bruno Nuytten ist hier an der Kamera; später durfte er selbst mit Isabelle Adjani einen Film machen. („Camille Claudel“).
Żuławskis Kino möchte vor allem lauter und kontrastreicher sein und in ungewohnter Farbgebung erstrahlen. Mit diesem Effekt gelangt er auch schließlich bei seinem filmischen Thema an. Ein Weg, der über Leichen führt; um so kompromissloser das Ergebnis.

Keine Kommentare: