21. Mai 2012

HUNGER

Steve McQueen (USA, 2008)
In einer Zeit, in der New Hollywood-Veteranen entweder im Tiefschlaf liegen oder es sich in flauschigen Pantoffeln gemütlich gemacht haben, ist es unerlässlich, dass jemand wie Steve McQueen an den Betten rüttelt. Der Regisseur ist zumindest bisher von der Gabe gesegnet, problemlose Wohlfühlthemen gekonnt zu umschiffen, wie es früher Scorsese, Coppola oder Peckinpah bestens verstanden.
Zwei Film gehen bisher auf sein Konto; mit Michael Fassbender hat er seine Muse gefunden und "Hunger" ist das erste Werk, mit dem man eigentlich kaum etwas falsch machen kann: der Tisch ist stilvoll gedeckt und serviert wird ein engagiertes Kino über das IRA-Mitglied Bobby Sands, der im nordirischen Maze-Gefängnis der 80er Jahre in den Hungerstreik ging, weil er nicht als politischer Gefangener anerkannt wurde.
Der Erzählfluss schwappt aber auch in einen interessanten Seitenarm über: Der Film beginnt mit der Rohstudie eines Gefängniswärters, als einen Mann, der wie andere morgens zur Arbeit geht, seinen Job "pflichtgetreu" ausführt und schließlich als Privatperson in der Öffentlichkeit von einem Attentäter erschossen wird.
Fassbander macht sich gut; hat ja auch für die Rolle des Bobby Sands 20 Kg abgespeckt; mehr körperliches Engagement lässt sich kaum zeigen und viel schauspielern muss man da nicht mehr; er kommt seiner Figur nicht nur nahe, sondern tritt ihr bereits auf die Füße.
McQueen outet sich also als Schauspieler-Regisseur und Charakterkino-Lieferant. Bloß kann man nur hoffen, dass ein routinierter Lieblings-Schauspieler und die ewig strapaziösen Themen nicht zum ermüdenden Manierismus werden.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Toller Film, aber lange nicht so gut wie der Text.