8. Mai 2012

FESSLE MICH!

Pedro Almodóvar (Spanien, 1990)
Der Film hat so etwas herrlich Hitchcock'haftes an sich: der Protagonist (ein unfassbar junger Antonio Banderas) als vermeintlich geheilter Ex-Psychopath, der aus der Anstalt entlassen wird und sich fest vornimmt, ein neues Leben mit Job und Familie anzufangen. Wie jeder normale Mensch. Doch geheilt ist er natürlich bei weitem nicht, sonst wäre es kein Almodóvar-Film: gerade mal die Luft der Freiheit erschnuppert, kidnappt er die attraktive Marina (Victoria Abril) von einem Filmset. Er lernte sie früher bei einem One-Night-Stand kennen und möchte nun ihre Liebe erzwingen, in dem er sie in ihrer eigenen Wohnung gefangen hält, wo sie sich langsam aber sicher in ihn verlieben soll. Beim Thema Familiengründung hat da der unzurechnungsfähige Banderas natürlich was missverstanden, aber dem verdanken wir dann auch diese anregende Geschichte um eine erzwungene Liebe, falsche Vorstellungen und wie sie am Ende doch zum erwünschten Ziel führen können.
Bereits vor über 20 Jahren war Almodóvars Welt festgelegt: die Farben sind bunter als bunt, überall Frauen, vor denen man auf der Hut sein sollte, Skurrilitäten, Sex, Gott, nur eben kein Rock'n Roll. Oder nur ein bisschen, wenn Antonio Banderas unter den Filmrequisiten eine lange Perücke findet.
Betritt man übrigens in den Anfangsszenen die Filmstudios, fühlt man sich an Fellinis "Intervista" zurückerinnert. Da hat es der Spanier tatsächlich geschafft, etwas von dieser wunderbaren Stimmung seines italienischen Kollegen einzufangen.

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