20. Mai 2012

CRACKS

Jordan Scott (Großbritannien, 2009)
Ridley Scott hat also eine Tochter, die in Vaters Fußstapfen treten möchte. Betonung auf „möchte“, denn es gibt noch viel zu tun.
Mädcheninternat in England der 30er Jahre. Schon kommen die alten Bilder wieder hoch, aus Peter Weirs  Internat-Klassikern „Picknick am Valentinstag“ und ein wenig „Club der toten Dichter“. Auch in „Cracks“ steht im Zentrum die verträumte Unschuld der Schülerinnen; alles bildhübsche Gören auf dem malerischen Internatsgelände verstreut; Mensch und Natur, oder: die Unschuld im Grünen.
Eva Green ist hier die emanzipierte Turnlehrerin, immer chic, immer nett anzusehen, immer wegführend, eine attraktive Autoritätsperson und Vorbild, mit moderner Herangehensweise, die die Mädchen mit anzüglicher Literatur und nächtlichem Nackt-Schwimmen  aus der Konserve befreit.
Schließlich der Plotpoint: ein spanisches Mädchen aus aristokratischen Kreisen ist eines Tages Neuzugang im Internat, wird zum Liebling der jungen Lehrerin; ganz zur Ärgernis der anderen Mädchen, die ihre neue Mitschülerin nicht akzeptieren und loszuwerden versuchen. Eva Greens Zuneigung zu der jungen Spanierin wird hingegen zur Abhängigkeit und Besessenheit und gipfelt in skandalösen homosexuellen Anspielungen. Gleichzeitig wird uns vor Augen geführt, dass die Lehrerin sich nur im vertrauten Umfeld des Internats geborgen und sicher fühlt, jedoch schon bei einfachen Einkäufen in der Stadt unter enormem psychischen Druck steht. Eine Gefangene ihrer Selbst, in einer eigenen kleinen Welt.
Das ist zumindest das, was der Film erzählen will, es aber leider nie überzeugend hinbekommt, weil er viel zu sehr mit seinen geleckt durchkomponierten Bildern beschäftigt ist und auch nie wirklich weiß, worauf er in welchem Moment sein Augenmerk richten soll. Viel zu oft entgleiten ihm nämlich seine Figuren und er ist hin und hergerissen zwischen Eva Green, der kleinen Spanierin und dem restlichen Gefolge.
Schöne Bilder, aber verpulvertes Potenzial. Ein Peter Weir für verträumte, kleine Mädchen.

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