29. April 2012

DIE BETTWURST

Rosa von Praunheim (Deutschland, 1970)
"Die Bettwurst" das ist dieser Film, bei dem der kleinbürgerliche Spießer empört wegschaltet, der keinen Zuschauer unbeschadet wieder gehen lassen will, der erst mal große Fragezeichen hinterlässt und bei dem jede Hausfrau von ihrem muffigen Sofa aufspringt. "Die Bettwurst" ist der Bürgerschreck schlecht hin, der unsere Wohnungen von abgedroschenen Statussymbolen entrümpeln will, der uns die falschen Perücken vom Kopfe zieht.
In seinem dick aufgetragenen, eigenwilligen Stil lässt er Amateure improvisieren und will uns damit bloßstellen, provozieren, verbogene Spiegel aufstellen, um alles noch mehr zu verzerren. 
Es ist die Geschichte von Luzi und Dietmar, wie sie sich in Kiel kennen- und lieben lernen, wie sich der bürgerliche Alltag heranschleicht, die Routine, das Banale, das Einfache, das materielle Glück, der Wunsch nach Halt und Geborgenheit. Der Film bleibt durchgehend in dieser eigenwilligen, skurril wirkenden Welt, doch er tut nichts anderes, als das Leben am Schopf zu packen; bloß ohne Kompromisse und schonungslos wie ein Ringkämpfer.

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