27. Januar 2014

NEBRASKA

Alexander Payne  (USA, 2013)
Alexander Payne gehört nun also auch zu jenen cineastischen Melancholikern, die auf Rückbesinnung setzen und deshalb auf Farbe verzichten. Was sich als Trend anbahnt, sticht bisher zum Glück immer noch aus der Masse. Mit dem reduzierten Filmplakat zu "Nebraska" hebt sich Paynes neustes Werk ohnehin bereits an den Kinowänden hervor.
In diesem Fall trifft die Behauptung auch voll und ganz zu, man hätte einen Darsteller aus seinem Grab herausgeholt; Bruce Dern heißt der Mann und man will es kaum glauben, wie lange das her ist, als er etwa bei Chabrol als griesgrämiger Autor in "Die verrückten Reichen" kaum eine Zeile zu Stande bekam.
Sieht man "Nebraska" blieb von ihm nichts weiter übrig als ein alter, klappriger Mann mit künstlichem Gebiss und zu langen Nasenhaaren. Oder er spielt ihn so überzeugend, eben diesen alten, klapprigen, verwirrten, vom Leben und Alkohol gezeichneten Mann, der all das bestreitet und sich eines Tages fest entschlossen auf den Weg nach Nebraska macht, um sich seine 1 Million Dollar abzuholen, die er bei einem Gewinnspiel gewonnen haben soll. Der Weg ist lang und er läuft zu Fuß. Zunächst jedenfalls, bis sich sein Sohn David (Will Forte) aus Mitleid dazugesellt und ihm im Auto zu dem Wunschort bringen will. Die Welt um den alten Woody (Bruce Dern) besteht zunächst aus zweifelnden Spöttern und schließlich aus neidischen Gierhälsen, die sich einen Teil der Summe erhoffen, nachdem sich unser Held immer häufiger während der Reise wegen seinem Gewinn verplappert.
„Nebraska“ ist vielleicht einerseits jener charmante Seniorenfilm, in die man frühere Leinwandhelden zwängt, wenn sie das Klischee des reanimierten Schauspieler-Gespenstes endlich erfühlen. Doch Bruce Dern ist mehr als der demente Greis, über dessen kauzige Tollpatschigkeit man sich lustig machen könnte. Er wurde zwar zu einem Ausgestoßenen, den man ausnutzen will, doch gleichzeitig wird er stets von seinen Nächsten aufgefangen, Menschen, die für ihn da sind, sich um ihn kümmern, in an der Hand nehmen und an das gewünschte Ziel bringen. Denn so endet auch der Film; mit einer warmherzigen Geste seines Sohnes, der seinem Vater das Gewissen schenkt, er wäre nicht alleine. Auch wenn Bruce Derns Figur keine Gefühlsregung der Dankbarkeit zu zeigen scheint, außer einem kurzen Blick und der noch kürzeren Anstrengung eines Lächelns. 
Schwarzweiß kann doch Wunder vollbringen und durch Mark Ortons Gitarrenklänge wird man in eine friedliche Ruhe eingelullt.

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