13. Januar 2014

ONIBABA

Kaneto Shindō  (Japan, 1964)
Endlich wieder etwas aus Japan und sogar nicht von Kurosawa. Obwohl man den vielleicht trotzdem erwähnen könnte, weil sein „Schloss im Spinnwebwald“ mit der Erscheinung des schauderhaften Waldgeistes schon immer Lust auf japanische Gespenstergeschichten weckte. In „Onibaba“ wird der Dämon sogar zu einer personifizierten, zentralen Figur.
Japan im 14. Jahrhundert während eines Bürgerkrieges, Mitten im Nirgendwo, das heißt mitten in einer sumpfigen Schilflandschaft, wo eine junge Frau und ihre Schwiegermutter desertierten Samurais auflauern, sie töten, ihre Körper in ein dunkles Loch werfen und anschließend die gesamte Ausrüstung der ermordeten Krieger an einen Waffenhändler verkaufen.
Als schließlich ihr Nachbar Hachi aus dem Krieg zurückkehrt und die Nachricht überbringt, der Mann bzw. Sohn der beiden Frauen sei gefallen, ändern sich die Verhältnisse grundlegend und langsam aber sicher entwickelt sich eine Affäre zwischen Hachi und dem Mädchen. Um bei der eifersüchtigen Schwiegermutter keinen Verdacht zu erwecken, schleicht sich die junge Frau heimlich nachts aus der gemeinsamen Bambushütte und eilt auf leisen Sohlen zu ihrem Geliebten.
Irgendwann verläuft sich hier auch der Samurai mit der Dämonen-Maske, den die alte Frau in die todbringende Grube locken kann. Sie entwendet ihm die Maske und spukt von nun an nachts, in der Verkleidung eines Dämons, um ihre Schwiegertochter von den nächtlichen Gängen zu ihrem Geliebten abzuhalten. Die Alte ist nicht bloß eifersüchtig, sondern wird vor allem von Existenzängsten geplagt, denn sie weiß genau, dass sie alleine die Raubmorde nicht durchführen könnte. Doch ihre hinterhältige Tat wird mit einem Fluch bestraft; mehr will man auch nicht verraten, besser wenn man dieses eigenartige Märchen am eigenen Leib erleben kann.
Der gesamte Film scheint aus den sich im Wind sanft biegenden, hohen Gräsern zu bestehen. Das endlose Schilf bietet eine Kulisse der Extraklasse; es ist ein undurchschaubarer Irrgarten, eine vor sich hin wuchernde Monotonie, die lediglich vom Mensch selbst durchbrochen werden kann. Überall hinter dem Schilfdickicht kann etwas Böses lauern und wenn die Nacht einbricht, kann man nur noch hoffen, dass die grell scheinende Mondsichel einem den Weg nach Hause ausleuchtet, bevor man jemandem falschen begegnet, oder auf dem Skeletthaufen der endlos tiefen Grube aufschlägt.

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