20. Januar 2014

DAS WEIßE RENTIER

Erik Blomberg  (Finnland, 1952)
Finnland, aber dieses Mal ohne Kaurismäki, weil viel viel älter. Erik Blomberg heißt der Mann auf dem Regiestuhl, der Anfang der 50er die Legende vom weißen Rentier verfilmte. Soll einer der Filme gewesen sein, der die damals kriegsmüden Finnen endlich wieder in die Kinos lockte.
In Kaurismäki-Filmen macht man sich gerne über Lappland lustig. Es ist eine öde Gegend aus schneeweißem Nichts und jeder Menge Rentiere. So sieht es auch in diesem Blomberg-Film aus. Er erzählt von der hübschen Pirita (Mirjami Kuosmanen), die mit einem Zauber einen Mann an sich binden will, jedoch verflucht wird und fortan als weißes Rentier die Gegend unsicher macht. Sie lockt leichtsinnige Jäger an, um sich dann in eine attraktive Vampirin zu verwandeln, die den Männern ihren letzten Tropfen Blut aussaugt.
Ein reißerischer Inhalt also, bei dem Märchen auf Schamanismus und einen poetischen Horror aufeinandertreffen. Wer aber glaubt, dass literweise triefendes Blut all den Schnee verfärbt, oder die Verwandlungsszenen mit aufregender Effekt-Hascherei betören würden, der wird schnell enttäuscht sein. Blomberg entdeckt viel lieber die Ruhe und die ewigen Weiten, dehnt seinen Erzählfluss proportional zu den endlosen, weißen Landschaften und legt seinen Figuren relativ wenige Worte in den Mund.
Ein schöner, atmosphärischer Film, der mit seiner allerletzten Szene vielleicht ein wenig zu brachial und vorhersehbar verfährt und alles etwas zu abrupt ausklingen lässt. Aber anderseits ist es eine Legende, bzw. ein Märchen und diese neigen von Natur aus zu überdeutlichen Schlussakkorden.

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