2. Februar 2014

UND ERLÖSE UNS NICHT VON DEM BÖSEN

Joël Séria  (Frankreich, 1971)
Mal wieder etwas aus der Teufelsküche, dieses Mal aus einer französischen. Der Chefkoch könnte hier genauso gut Walerian Borowczyk heißen, es ist aber Joël Séria, der hier Anfang der 70er einen Skandal auslöste und dafür sorgte, dass sein eigenes Werk schnell wieder von den Leinwänden verschwand.
Die zentrale Frage, die man sich bei Sérias Film stellt, ist wie alt wohl seine beiden Darstellerinnen zu dem Zeitpunkt waren, wo sie doch zwei 14jährige Klosterschülerinnen verkörpern sollen, die sich alles andere als gesittet benehmen. Sie widmen ihr Dasein lieber dem Teufel, provozieren lüsternen Blicke, oder lesen unter der Bettdecke Lautréamont und Baudelaire. Wie "schön" auch mal vor den Maldoror-Gesängen eine filmische Verbeugung zu erleben. Die Sommerferien werden dann auch anders genutzt, als es sich für Mädchen ihres Alters ziemen würde; lieber tötet man Vögel, stiftet Brände, macht merkwürdige, nächtliche Rituale, spielt den Dörfler üble Streiche und verdreht den männlichen Bewohnern den Kopf durch den Reiz der Verführung, nur um im entscheidenden Moment doch noch den Rückzug zu wagen und den Mann geschlagen und entblößt dastehen zu lassen.
Ein beunruhigender und raffinierter Film, weil er oft auf eine französische Art subtil, poetisch und verspielt erscheint, gleichwohl Tabubrüche provoziert, Blasphemie beschwört und mit seiner Finalszene schließlich endgültig schockiert. Denn nach all den Missetaten, durch die die beiden Mädels schnurgerade auf eine Sackgasse zusteuern, denkt man viel eher an all die möglichen Konsequenzen bzw. einen herben Rückschlag, als an einen selbstinszenierten Schlussstrich mit bebendem Nachhall.

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