12. Januar 2014

WOLKEN ZIEHEN VORÜBER

Aki Kaurismäki  (Finnland, Deutschland, Frankreich, 1996)
Erster Teil von Kaurismäkis Finnland-Trilogie. Im Nachhinein zufällig entdeckt, dass der Film überhaupt zu so etwas dazugehört.
Wie immer komplett ohne Ausschmückungen erzählt uns der große Finne von zwei Menschen, die plötzlich in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden. Ilona (Kati Outinen) war Oberkellnerin in einem noblen Restaurant, ihr Mann, Lauri (Kari Väänänen) Straßenbahnfahrer. Das Restaurant macht Konkurs und der Verkehrsbetrieb muss Fahrer entlassen, weil viele Strecken nicht mehr befahren werden sollen. Kaurismäki verzichtet auf zusätzliche Handlungsstränge und inhaltliche Verzweigungen, sondern schaut geradewegs nach vorne und thematisiert beide Leidenswege, die kommenden Bewerbungsgespräche, die schimmernde Hoffnung und das Scheitern, den Kampf mit Behörden, ein bevorstehendes Existenzminimum, bis ein ehemaliger Mitarbeiter von Ilona sie auf die Idee bringt, ein eigenes Restaurant zu eröffnen.
Outinen und Väänänen meistern ihre Rollen mit Bravour; es sind mal wieder jene Kaurismäki-Gesichter, in denen sich kaum etwas regt, selbst wenn das Leben hart zuschlägt. Jede Enttäuschung oder dramatische Wende nehmen sie mit steinernen Mimik auf, so entsteht aber auch niemals Zwist zwischen dem Ehepaar; beide sind stets füreinander da und ergänzen sich, so dass eine sichtbare Resignation von einem inneren Kampfgeist überrumpelt wird.
Die Wolken ziehen irgendwann wirklich vorüber, aber diese Wiederauferstehung sei beiden nach langem Leidensweg unbedingt gegönnt. Platz für seinen lakonischen Humor findet Kaurismäki auch noch und bewegt sich mit seiner schwermütigen Geschichte so nahe am echten Leben wie man in einem Film nur sein kann.

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