15. Januar 2014

HAROLD UND MAUDE

Hal Ashby  (USA, 1971)
Hal Ashbys berühmtester Film. Wir erinnern uns an die Geschichte: Harold (Bud Cort) ist 19, stammt aus gutem Hause, wird von seiner Mutter verwöhnt, aber kaum geliebt oder umsorgt und entwickelt deswegen ein ausgeprägtes Interesse für den Tod. Um die Aufmerksamkeit der Mutter zu erwecken, inszeniert er makabre Selbstmord-Situationen, die wir als Zuschauer in ihrer überdramatisierten Art und der Gleichgültigkeit seiner Mutter irgendwie witzig finden sollen. Folk-Barde, Cat Stevens untermalt diese Augenblicke mit seinem berühmten Soundtrack aus hippiesken Gassenhauern, die das Leben, die Freiheit und das Individuum anpreisen.
Weil Harold oft zu Beerdigungen geht, begegnet er dort der 79-jährigen Maude (Ruth Gordon), die ebenso gerne solchen Zeremonien beiwohnt, die jedoch eine völlig entgegengesetzte Einstellung zum Leben hat. Sie ist selbst ein exzentrischer Außenseiter, der so einiges im Leben durchgemacht hat; eine vereinsamte Witwe, auf deren Arm Harold irgendwann eine KZ-Häftlings-Nummer findet. Dennoch ist sie dem Leben zugewandt, liebt alles was wächst und sich verändert, richtet also Harolds Blick auf die kleinen Dinge und zeigt ihm als erster Mensch wie man wirklich lebt.
Hal Ashbys Adaption des Colin Higgins-Schmökers und Klassikers der eingesessenen Englisch-Schullektüre, ist einer jener Filme, über deren Fehler man sich bei jedem Wiedersehen aufs Neue ärgern darf. Ashby scheint nämlich ein Regisseur gewesen zu sein, der von Szenen mit zu viel „Handlung“ und humoristischer Neigung sichtlich überfordert war. Man weiß zwar, was Ashby meint, doch die Inszenierung schwächelt dann in unausgereiften Regie-Schlampigkeiten. Oder der Film ist trotz seiner unkonventionellen Beziehungsgeschichte etwas in die Jahre gekommen. Schön bleibt er dennoch, weil Ruth Gordon dabei ist und weil der Teil Amerikas, den wir hier zu sehen bekommen, so herrlich ungemütlich ist.

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