14. Januar 2014

BLANCANIEVES

Pablo Berger  (Spanien, Frankreich, 2012)
Pablo Berger muss wohl in Tränen ausgebrochen sein, als ihm Michel Hazanavicius mit "The Artist" zuvor kam; der Spanier konzipierte seinen Schneewitchen-Film zur gleichen Zeit, aber hielt den Gaul lieber noch im Stall bis das Gewitter um „The Artist“ nachließ und öffnete nun die Pforten. Heraus kam jedoch kein galoppierendes Pferd sondern ein stolzer, schwarzer Stier in eine spanische Arena hereinmarschiert. Welch eine Überraschung. Dann auch noch in Verbindung mit dem altbewährten Schneewittchen-Motiv. Was nicht passt, wird passend gemacht.
Berger erzählt zunächst von der kleinen Carmencita (Sofía Oria), Tochter eines berühmten Matadors, der bei einem Kampf vom Stier verwundet wird und von da an an den Rollstuhl gebunden ist. Ein gebrochener und verzweifelter Mann, der seine eigene Krankenschwester heiratet, von der er lediglich finanziell ausgenutzt wird. Die luxuriöse Villa, in der Beide leben, erinnert übrigens ein wenig an die archaisch-prunkvolle Behausung der Norma Desmond aus Billy Wilders "Sunset Boulverard"; immerhin auch ein Film, der vergangenen Stummfilmtagen nachweint.
Die kleine Carmencita wächst zunächst bei ihrer Großmutter auf (eine respektvolle Wiederbelebung der wunderbaren Angela Molina!) und wird nach deren Tod im Haus ihres Vaters aufgenommen, wo sie von nun an mit ihrer bösen Stiefmutter (Maribel Verdú) auskommen muss. Dieses herzlose Vamp übernimmt also die Funktion der Grimm'schen Hexe, einer selbstsüchtigen, herzlosen Diva, die nur an sich selbst interessiert ist und diese Charakterzüge in bester, überzeichneter Stummfilm-Manier zum Ausdruck bringt.
Damit das Familiendrama nicht Überhand nimmt, kommen die Zwerge dann auch noch ins Spiel, als kleine Horde, kleinwüchsiger Stierkämpfer, die mit ihrem Wagen von Ort zu Ort ziehen und denen sich die junge Frau (inzwischen von Macarena García gespielt) anschließt und als weiblicher Matador erfolgreich in die Fußstapfen ihres Vaters tritt. Hier wird der Film auch plötzlich amüsant. Bloß schade, dass die kleinen Männer (trotz der Farblosigkeit des Films) selbst ziemlich farblos bleiben; kaum einer von ihnen bleibt in nennenswerter Erinnerung.
„The Artist“ muss jedenfalls nicht ständig als Vergleich herhalten, denn während Hazanavicius' Film erzählerisch und stilistisch eine direkte Anlehnung an das Kino der 20er Jahre war, ist Bergers Werk zwar ein stummer Film, aber doch kein wirklicher „Stummfilm“ und damit auch nicht unbedingt eine direkte Hommage an die damalige Zeit. Dafür macht er sich viel zu viele Kamerafahrten und Bildmotive zu Nutze, die es in diesen längst vergangenen Tagen noch nicht wirklich gab.
Pablo Berger erzählt eine aus scheinbar unpassenden Elementen bestehende Geschichte, die dennoch zu funktionieren scheint. Entgegen des erwarteten Märchen-Klischees lässt er uns auch mit keinem sonnigen Happy End aus dem Kinosaal, sondern verharrt bei einem melancholischen Moment, denn wann hat man schon mal im Film eine Tote ihre letzte Träne weinen sehen.

1 Kommentar:

jaasundaignault hat gesagt…

Betway Casino - Mapyro
Betway Casino is 남원 출장샵 open and excited to welcome you back 광주광역 출장마사지 to a world 천안 출장안마 at play! We have over 2000 slot machines, live poker 전라북도 출장샵 games and a variety of table 남양주 출장샵 games,