19. September 2012

WENN DER WIND WEHT

Jimmy T. Murakami (Großbritannien, 1986
Der alte Klassiker, auch wieder so ein Wühltisch-Film und es ist auch kein Wunder, wenn man die DVD einlegt und mit einer elend schlechter deutschen Tonspur konfrontiert wird; unglaublich wie so was überhaupt auf den Markt gebracht werden kann.
England liegt zwischen den Fronten des kalten Krieges, die Rentner Hilda und Jim führen in ihrem idyllischen Häuschen ein ruhiges Leben, sie kümmert sich um den Haushalt, er beobachtet die politische Lage der Welt, beide reden darüber, beide spekulieren auf senil-naive Weise über einen möglichen Einsatz einer Atombombe, Jim analysiert immer mehr die Protect & Survive-Broschüren, baut schließlich an die Wand des Wohnzimmers einen irrsinnigen Schutzraum aus alten Blech-Teilen. Die Bombe geht natürlich auch hoch, doch Hilda denkt weniger an die tödliche Gefahr, als an die Unordnung, die in der Wohnung veranstaltet wird, an schmutzige Gardinen und an die Wäsche, die draußen zum Trocknen hängt.
Murakami legt hier so etwas wie einen Lehrfilm hin, stopft die Geschichte mit Atombomben-Klischees aus, versammelt alles auf einem Haufen, bis ein engagiertes Werk herauskommt. Ein ernstes Thema kollidiert mit einem dafür ungewöhnlichen Genre, der Film mischt aber Gezeichnetes mit Real-Film-Hintergründen und Realfilm-Sequenzen, das passt alles nicht immer zusammen, durchbricht eher den schönen Zeichenstil, aber vielleicht soll es das auch, vielleicht dringt nur so die Realität zu den beiden vor (und zu uns!), denn es soll nichts verniedlicht werden. Und Jim verwechselt auch gerne öfters die Ruskis mit den alten Nazis, für ihn bleibt Gefahr eben Gefahr, der Film spekuliert aber auf einen 3. Weltkrieg hin, man darf nichts unterschätzen, es kann noch ganz schlimm kommen und das tut es auch. Das pessimistische Szenario bietet leider keinen Ausweg, was aber auch etwas enttäuschend ist, weil die Sackgasse am Ende zu keinem überraschenden Höhepunkt hinführt. David Bowies Titelsong wirkt auch etwas deplatziert und doch ist es insgesamt ein wirklich sehenswerter, gut animierter bzw. gut beobachteter Film mit zwei "Hauptdarstellern" von seltener Anmut und Harmonie.

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