16. September 2012

SILKWOOD

Mike Nichols (USA, 1983)
Mike Nichols ist so etwas wie der typische Schauspieler-Regisseur; die Geschichten umkreisen bloß die Figuren. Ähnlich ist es hier, dazu noch auf wahrer Begebenheit basierend, Meryl Streep als Karen Silkwood, die Chemie-Technikerin, die in den 70er-Jahren einen Skandal in dem Unternehmen Kerr-McGee aus dem Keller ans Licht bringen wollte.
In der Fabrik häufen sich Unfälle an, die radioaktiven Brennelemente sind weitaus gefährlicher als es den Mitarbeitern vorgegaukelt wird. In der Herstellung wird gepfuscht, Sicherheitsdokumente und Röntgenaufnahmen werden gefälscht. Silkwood wühlt in den Akten und in den Labors, will mit der Geschichte an die New York Times, wird aber selbst radioaktiv kontaminiert, bis der Wahnsinn symbolisch-surreale Form annimmt, als schließlich ihr gesamtes Haus von Behörden auf Strahlung untersucht und bis auf abgekratzte Tapeten ausgeräumt wird. Das ist vielleicht etwas übertrieben, aber dramaturgisch natürlich ein feiner Eingriff, um noch mal zu betonen, wie man Frau Silkwoods Existenz vollkommen auslöschen will, auch wenn das Unternehmen nach ihrem mysteriösen Tod doch noch bluten musste und 1975 komplett geschlossen wurde.
Der Film unterhält nach Jahren immer noch, wenn er auch mit der Darstellung dieser lebensgefährlichen Tätigkeit etwas leichtsinnig und albern umgeht. Man fühlt sich oftmals eher wie in einer Großküche mit lauter Köchen, als an einen Ort, an dem mit radioaktivem Material hantiert wird. Ist aber in erster Linie ein Charakter-Film und Streep ist ja auch unglaublich gut, Kurt Russel als problemfreier Boyfriend ein bisschen farblos und Cher kann man sich hier noch vor den ganzen Schönheitsoperationen angucken und manchmal zweimal hinschauen, um sie wiederzuerkennen. Paar Jahre später als Hexe von Eastwick sah sie irgendwie schon anders aus. Aber das ist eine andere Geschichte.

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