26. September 2012

DER ZAUBERER VON OZ

Victor Fleming (USA, 1939)
Die Story kennt jeder, was soll man da noch erzählen, außer dass Fleming eine klare Grenze zwischen Schein und Sein zieht und sich bewusst dafür entscheidet, Dorothys Reise als Traum darzustellen, zuerst ist also alles monochrom im sandigen Sepia-Ton getunkt, bevor das Zauberland dann in voller Farbpracht erwacht. Die Besetzung der Hauptrolle soll ein harter Kampf gewesen sein, bevor man sich entschied, Judy Garland in Kleinmädchen-Klamotten zu stecken und mit dem Hund Toto und ihren Kumpanen (Vogelscheuche, Zinnmann und Löwe) Richtung Schloss des großen Oz-Zauberers ziehen zu lassen. Aber es ist nun mal ein Musical-Film und Garland kann singen und tut es auch; "Somewhere.." ist bis heute ein Gossenhauer und erobert jüngst in Ukulele-Variante die Herzen seiner Radiozuhörer. Und wie merkwürdig erscheint dieses kindliche Spektakel, all die Plastik-Vegetation, aufgemalten Landschaften und umher springenden Bewohner, die fröhlich ihre Lieder trällern, wenn man sich dann wieder vergegenwärtigt, dass der gleiche Mann im gleichen Jahr "Vom Winde verweht" auf die Beine stellte und damit zwei der Non-Plus-Ultra-Klassiker erschuf. Das muss man ihm erst mal nachmachen, unabhängig davon, wie man die beiden Filme findet.
"Der Zauberer von Oz" verzaubert ja immer noch auf seine moderige Art, lässt einen weiterhin schmunzeln, weil z.B. der Zinnmann (wie er in der deutschen Synchro genannt wird), sowieso niemals rosten könnte, wäre er wirklich aus Zinn. Und als Dorothy nach all den Strapazen kurz vor der Heimfahrt gerade der Vogelscheuche mitteilt, dass sie ihn wohl am meisten vermissen wird, während Löwe und Zinnmann nur dämlich danebenstehen... da geht die kumpelhafte Gleichberechtigung natürlich flöten. Die Moral von der Geschicht bleibt "Home Sweet Home", vielleicht um Amerika vor dem Einmarsch in Europa bzw. Nazideutschland zu bewahren; das fremde Zauberland ist ja auch trotz seiner bunten Farben ein (Aus)Land voller mysteriöser Gefahren.

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