3. September 2012

SUGARLAND EXPRESS

Steven Spielberg (USA, 1974)
Spielbergs erste Kinoarbeit. Schon hier inszeniert er mit spielerischer Leichtigkeit, für die man ihn in den 70er Jahren noch wirklich schätzen konnte. Eine Leichtigkeit, die er mit den Jahren zunehmend verlor, als seine Produktionen deutlich wuchsen, proportional zu den Popcorn-Tüten im Kino.
Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, den Rest schmückt der Regisseur aus und erzählt immerhin auf fesselnde Weise über das Ehepaar Poplin, die aus einem menschlichen Grundbedürfnis zu Gesetzlosen wurden. Sie (Goldie Hawn) verhilft ihrem Ehemann (William Atherton) kurze Zeit vor seiner Freilassung aus dem Gefängnis auszubrechen, um gemeinsam ihr eigenes Kind von Goldies Mutter zu entführen, die inzwischen für das Kind sorgt. Mit einem Polizisten als Geisel geht die Flucht kreuz und quer durch Texas, auch wenn von Flucht nicht wirklich die Rede sein kann. Die jungen Eltern flüchten viel weniger, als dass sie eine konkrete Mission zu erfüllen haben. Die gesamte Polizei von Texas klebt ihnen an den Fersen, bewahrt jedoch aus Angst um das Wohlbefinden der Geisel stets die nötige Distanz. Dieses Prinzip führt schließlich zu einem völlig absurden Verhältnis, die Polizei ist eine machtlose, hirnrissige Institution, die mit hunderten von Wagen hinterher torkelt, es aber mit zwei einzelnen Leuten nicht aufnehmen kann. Die beiden "Gangster" werden schließlich in jedem Ort von einer riesigen Fangemeinde begeistert empfangen und mit Lebensmitteln und Geschenken für den weggenommenen Sohn versorgt.
Und je länger der Film läuft, desto mehr bestimmt er seine beiden Figuren als absolute Sympathieträger, denn selbst Goldies Vater, der am Polizeifunk das Wort an seine Tochter richtet, möchte sie nicht mehr als Familienmitglied wahrhaben, sondern sie am liebsten höchstpersönlich wie einen Hund abknallen.
Das ist ein Kino der moralischen Unruhe, über ein waffengeiles Amerika, der kaltblütige Vergeltungsgedanke auf der einen Seite und das Star- und Vorbild-Phänomen auf der anderen. Das Paar wird dabei zunehmend von der Außenwelt abgekapselt, denn mit jeder weiteren Drehung der Autoräder wird ihr Verhältnis zur wirklichen Welt abstrakter; sie werden in die Enge getrieben, bis sich der Sack zuschnürt.
Ein gelungener Start für den jungen Spielberg; schade dass er später so größenwahnsinnig wurde.

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