4. September 2012

TO ROME WITH LOVE

Woody Allen (USA, 2012)
Gestern am Bahnhof eine Filmzeitschrift aufgeschlagen. Jemand vergleicht Woody Allen mit einem Wein, der mit dem Alter immer besser wird und provoziert mit diesem Statement jeden halbwegs vernünftigen Woody Allen-Fan.
Denn Woody tischt hier die seichteste Suppe auf, die er jemals serviert hat und verwandelt damit den Kinobesuch in den unbefriedigendsten seit Jahren.
Der Manhattan-Mann greift während seiner derzeitigen Europa-Spritztour dieses Mal nach dem Reiseführer von Rom, ist aber offensichtlich vollkommen überfordert von der ewigen Stadt, die seine Alters-Kreativität gänzlich einzudämmen scheint. Die Figuren plätschern in diesem Ensemble-Film von einer Belanglosigkeit in die nächste; Alec Baldwin hat die Rolle eines unsichtbaren Wächters, wie es ihn schon in "Mach's noch einmal, Sam" gab, (nur besser und sinnvoller), Woody Allen in der Rolle des neurotischen Opernregisseurs, zappelt in gewohnter Routine herum, obwohl man gerade den Meister selbst nach längerer Leinwand-Abstinenz wieder in Bestform erwartet hätte. Und dann noch Benigni, wenn er nicht gerade in seinen mittelmäßigen Filmen selbst Regie führt, dann ist er als Darsteller eigentlich meistens schön anzusehen (siehe Jarmusch, Fellini). Der italienische Vollzeit-Optimist und Möchtegern-Clown kann in seiner absurden Figur den großen Mediensatire-Aufkleber auf den Film anbringen, aber zieht das etwa den Karren aus dem Dreck? Eine Fellini-Verbeugung soll es auch geben, in gewissen Bezügen zu "Der weiße Scheich", wo auch eine Frau nach Rom kommt, sich verläuft und einem großen Filmstar begegnet, den sie vergöttert. Aber wozu so was? Dann schon lieber beim Trevi-Brunnen an Frau Ekberg denken, wenn überhaupt.
Die Jungspunde Jesse Eisenberg, Ellen Page, etc. verpassen dem schablonenhaft-romantischen Wohlfühl-Flair Roms die endgültige Blässe und Penelope Cruz wird auf die Sexbombe reduziert, damit der alte Woody auch noch was zum Gucken hat.
Der einzige Lichtblick ist hier die Figur des Leichenbestatters, der unter der Dusche ein großes Gesangstalent beweist,  weswegen dieser platte Gag sich immerhin weiterentwickeln darf, als er schließlich zum Opernstar gemacht wird, der auf der Bühne unter der Dusche steht und singt.
Sonst nichts. Rom hätte vor allem als Location so viel Potential, ist aber hier vollkommen austauschbar. Dass sich diese museale Stadt von einem Amerikaner nicht bändigen lässt, kann so auch nicht hingestellt werden; schließlich ist es William Wyler gelungen.
"To Rome with Love" beweist vor allem die Komödie als das vermutlich schwierigste Genre, weil sogar jemand wie Woody Allen irgendwann doch daran scheitern kann. Und noch trauriger: auf seinen nächsten Film freut man sich gar nicht mehr. Es ist außerdem kein Wunder, dass Woody nach dem Abliefern solcher Filme mit seinem ewigen künstlerischen Komplex zu kämpfen hat und sich in Gegenwart von europäischen Filmgrößen klein und unbedeutend fühlt.
Woodys Europa-Urlaub muss endlich enden; die Arbeit zu Hause wartet und Rom gehört Fellini!

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