5. September 2012

EINE SCHWEDISCHE LIEBESGESCHICHTE

Roy Andersson (Schweden, 1969)
Wirft man einen Blick auf Anderssons bisherige Filmographie, könnte man meinen, er wäre so etwas wie der schwedische Terrence Malick, weil er mit ähnlicher Häufigkeit (oder fauler Bequemlichkeit) produziert; ein paar wenige Filme auf mehrere Jahrzehnte verteilt, da macht er es sich selbst schwer, wenn man ihn überhaupt als Regisseur wahrnehmen soll.
Aber vielleicht hat das auch einen gewissen Vorteil, wenn man nicht wie Woody Allen im Akkord Filme heraushaut, sondern sich alle Zeit der Welt lässt. Anderssons neuere Produktionen verfügen schon so etwas wie eine eigene Handschrift, in seiner ungewöhnlichen Art, die aus mehreren Sequenzen/Anekdoten zusammengesetzten Geschichten in perfekt durchkomponierten Bildern vorwärts zu treiben.
"Eine schwedische Liebesgeschichte" von 1969 ist da noch ganz anders und hier fehlt auch der lakonische Humor des Schwedens. Der Film hat es jedoch gar nicht nötig, sich in das Gesamtwerk einzureihen, es ist ein völlig eigenständiges Erstlingswerk und dazu ein unglaublich reifes. Andersson erzählt hier eine der schönsten Liebesgeschichten des Kinos, über die frische Liebe der 14-jährigen Annika und des 15-jährigen Pär, und dennoch ist das kein wirklicher Jugendfilm, weil er viel zu sehr an den Fassaden der bürgerlichen Erwachsenenwelt rüttelt und sie in der Schlussszene sogar ins vollkommen Lächerliche zieht.
Kein Schnickschnack, kein Kitsch, kein pubertäres Genörgel, große Bilder und wenige Worte, vielleicht paar Jugendklischees, aber voll allem ein eindringliches Portrait zweier jungen Leute, mit poetischer Eleganz erzählt. Roy Andersson beweist bereits in diesem Film sein großes Talent.

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