8. September 2012

FAHRENHEIT 451

François Truffaut (Großbritannien, 1966)
Ein Wiedersehen mit Truffauts ironisch-B-Movie-artigen Bradbury-Utopie; die zukünftige Gesellschaft, die ohne Bücher auskommen muss, eine verbotene Schandtat, die den Menschen negativ beeinflusst, ihn zum unnötigen Denken anregt und letztendlich unglücklich macht, worunter der gesichtslose und selbstsüchtige Staat am meisten zu leiden hätte.
Freitag (Oskar Werner) gehört der modernen Feuerwehr von morgen an, bei der alle Regeln auf den Kopf gestellt sind, sie löschen kein Feuer, sondern ziehen mit diszipliniertem Gehorsam in den Kampf gegen die Weltliteratur. Sie stöbern sie dann auf, die von den aus der Reihe tanzenden Bürgern sorgfältig versteckten Bücher, stapeln sie zu Hügeln und übergeben sie dem lodernden Flammentod.
Doch Freitag tanzt aus der Reihe, denn er schleicht selbst nachts auf Zehenspitzen zu seiner privaten, gut versteckten Büchersammlung, und sein wahres, sensibles Ich kann sich dann endlich aus dem Käfig befreien, so bald er die Lehrerin Clarisse (Julie Christie) kennenlernt, die ihren Beruf nicht mehr ausüben darf, da sie selbst auch gern zum Buch greift und dieses Leben hinterfragt.
Man würde also meinen, hier steckt so viel Symbolisches dahinter, dass bereits Bradbury in seiner wunderbaren Buch-Vorlage vor einem totalitärem System warnt, welches menschliche Bedürfnisse und selbstständiges Denken im Keim ersticken soll. Ob man ihm jedoch glauben soll, dass seine Absichten lediglich darauf hinzielten, vor dem Aussterben des Buches zu warnen, welches durch das neue Massenmedium des Fernsehens ersetzt werden sollte... darüber kann man sich Gedanken machen. Aber wenn Truffaut, die alte Leseratte einen solchen Roman verfilmt, dann hat er vielleicht auch vordergründig dieses Ziel vor Augen, wenn er Dostojewski, Nabokov, Flaubert u.a. den Flammen überlässt.

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