23. Juli 2013

SCHUHPUTZER

Vittorio de Sica  (Italien, 1946)
Auf der Hintergrundkulisse der zerbombten Stadt Rom, die sich langsam vom Zweiten Weltkrieg erholen möchte, lernen wir zuallererst die beiden Schuhputzer Pasquale (Franco Interlenghi, war später  in Fellinis „Müßiggänger“ zu sehen) und Giuseppe (Rinaldo Smordoni) kennen, wie sie sich mit kleinen Tricks in dieser tonnenschweren Nachkriegszeit über Wasser halten und wie sie dann plötzlich hinter Gittern landen, als sie bei dem Versuch, eine Wahrsagerin hinterlistig auszurauben, von der Polizei geschnappt werden. Die beiden Jungen sind also selbst dafür verantwortlich, dass wir mit ihnen zusammen das vertraute Terrain der Trümmerstädte verlassen und uns für den Rest des Films in einem Jugendgefängnis befinden.
Eigentlich träumten die Jungs immer davon, sich ein eigenes Pferd kaufen zu können, dieser Traum zerplatzt dann aber schnell in dem kargen Gemäuer dieses von Lausbuben überfüllten Ortes. Die Beiden werden von einander getrennt eingekerkert und ihre Freundschaft beginnt zu bröckeln, vor allem als der Polizeichef beide aufeinander aufhetzt. Mit hinterlistigen Knast-Methoden gelingt es ihm nämlich einen von ihnen zum Reden zu bringen und weitere Beteiligte an der Straftat zu verpfeifen. Schließlich bekommen die Jungen ihre mehrjährige Haftstrafe, doch bevor sie ihr Schicksal hinnehmen, wagen sie einen Ausbruch und lösen dabei einen kompletten Gefängnisaufstand aus, bei dem Feuer und Flammen eine entscheidende Rolle spielen.
"Schuhputzer" ist mittlerweile nicht nur ein recht seltener Film, sondern auch jenes Werk, das wie kaum ein anderes Neorealismo-Mitstreiter durch seinen vollständigen Wechsel des Handlungsortes den Anschein erweckt, plötzlich auch das Genre zu wechseln. Während in anderen Filmen dieser Gattung zwar kriegsmüde aber dennoch sich frei bewegende Menschen umherstreuen, schafft es de Sica seine Hauptfiguren in der Friedenszeit schnell wieder in Käfige zu stecken. Man kann den Film vielleicht auch als Konsequenz dessen betrachten, was in einem Film wie „Fahrraddiebe“ angedeutet wird: Der falsch gewählte Weg, bzw. der verbrecherische Zwang. (Der ausgeraubte Familienvater wird am Ende selbst zum Dieb) Und die „Schutzputzer“ bekommen die Folgen dieses kriminellen Seitenweges zu spüren.

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