14. Juli 2013

IRIS

Richard Eyre  (Großbritannien, USA, 2001)
Biopics, die vorrangig Krankheitsstudie und Liebesgeschichte in sich vereinen, trifft man nicht alle Tage. Richard Eyre schaffte das mit Leichtigkeit, als er sich 2001 der anglo-irischen Schriftstellerin Iris Murdoch filmisch näherte, die vier Jahre nach Ausbruch ihrer Alzheimer Erkrankung verstarb.
Der Film klammert sich an die Beziehung von Iris (Judi Dench) und John Bayley (Jim Broadbent), eröffnet die Handlung mit den Vorbereitungen der Schriftstellerin zu ihrem neusten Buch, kann dies thematisch jedoch nicht zu Ende führen, weil Iris zu dieser Zeit erkrankt. Während sie mit Stift und Blättern an ihrem Schreibtisch sitzt, versucht sie auf einmal die Bedeutung des Wortes "Puzzle" zu enträtseln, das ihr plötzlich so fremd und ungreifbar erscheint. Von da an geht es bergab.
Der Regisseur arbeitet durchgehend mit zwei verschiedenen Zeitebenen; springt zwischen der enthusiastischen Jugendzeit, als sich Iris (hier: Kate Winslet) & John (hier: Hugh Bonneville) kennen- und lieben lernten, erzählt von dieser Phase mit farbenfroher Leichtigkeit und in schnellen Bilder bei ihren zahlreichen, gemeinsamen Fahrradfahrten, um im Gegenzug die Szenen der Gegenwart dazwischen zu schieben: Iris & John als altes Paar, in der Obhut ihrer Wohnung, die mit dem Fortschreiten der Krankheit zunehmend verwahrlost, weil Iris langsam psychisch und physisch verfällt und sich nicht mehr um solche Dinge kümmern kann, genauso wenig John, der alte Kauz, vom Alter selbst verwirrt, jedoch stets dicht an ihrer Seite.
Viel muss in diesem Film auch nicht passieren, weil er seine narrative Eleganz der cleveren, von Zeitsprüngen geprägten Montage zu verdanken hat. Das geht so weit, dass Vergangenes und Gegenwärtiges ineinandergreift und das Zeitvergehen umso deutlicher betont wird.
2 Figuren, von 4 guten Darstellern verkörpert. Allein das ist schon ein Kunststück, das diesen kleinen, tragischen Film sehenswert macht. Wir schauen einer langsam verlöschenden Flamme zu. Die Kreativität brennt zuerst aus, bevor die Lichter endgültig ausgehen.

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