29. Juli 2013

ENDLOS IST DIE PRÄRIE

Elia Kazan  (USA, 1947)
Bevor Elia Kazan in den 50ern seine größten Filme ablieferte und damit zu den spannendsten Filmemachern dieser Zeit avancierte, drehte er er doch tatsächlich Ende der 40er eine Art Western mit dem altbewährten Duo Katharine Hepburn & Spencer Tracy. Die Bilder sind groß, die thematischen Absichten noch größer und man erhofft sich am Anfang so Einiges.
Tracy spielt hier den Viehbaron Brewton und Besitzer endlosen Weidelands, das er hartnäckig von neuen Siedlern verteidigt, die in Planwagen über das Land ziehen, um sich in den fruchtbaren Gebieten niederzulassen. Die Prärie soll auch Prärie bleiben, erklärt er uns und seiner Liebsten, während der Wind pfeift und sie in die Ferne blicken. Würden die Farmer erstmal ihr Werkzeug in den Boden rammen, wäre die Katastrophe ausgelöst und das Land aufgerissen wie eine tiefe Wunde.
Der Film beginnt mit der Ankunft von Lutie (Hepburn), mit der sich Brewton gerade frisch vermählt hat. Sie ist ein verwöhntes Großstadtkind und ahnt nicht, welche Lebensbedienungen sie auf dem öden Weideland erwarten. Die unerbittlichen Umstände, sowie Brewtons hemmungsloser Kampf gegen die Siedler führt schließlich zur Trennung der beiden Liebenden, wobei ein Sohn und eine Tochter zwischen den Elternteilen stehen. Der Sohn Paul (Robert Walker) ist jedoch das Resultat eines Seitensprungs von Lutie und dem Richter Chamberlain. Da er als Bastard beschimpft wird, entwickelt er sich eher zu einem schießwütigen, gewaltbereiten Raufbold, als dass er in die Fußstapfen seines ehrgeizigen Vaters treten würde.
Kazan fokussiert also bereits in diesem Film auf gekonnte Weise ein wirklich tragisches Ehe- und Familiendrama, entfernt sich damit von den gängigen Westernklischees und verschont uns vor unnötigem Revolverziehen und blutigen Indianerkämpfen. Schade bloß, dass ihm irgendwann die Spielzeit durch die Finger rinnt und er seine Figuren immer schneller altern lassen muss. Die eigentliche Tragik der Geschichte, bzw. die Entfernung der Figuren voneinander und ihre damit zusammenhängende Einsamkeit, verharmlosen beinahe zu einem trivialen Liebesmelodrama.
Wenn sich jedoch das endlose, schwarzweiße Gras im Winde biegt und später die Dürre das Land verwüstet, fühlt man sich wie bei Steinbeck und landet automatisch in der tragischen Dust Bowl-Periode Amerikas. Das sind dann auch die schönsten Momente in diesem Film.

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