18. Juli 2013

BITTER REIS

Giuseppe De Santis  (Italien, 1949)
Bei De Santis' "Bitterer Reis" fragt man sich ernsthaft, ob dieser Film wirklich in den gleichen Sack mit den restlichen Neorealismo-Filmen gesteckt werden kann, weil er zwar durch den Fokus auf die beschwerliche Arbeit auf dem Reisfeld an existenziellen Fragen rüttelt, sich aber letztendlich mit einer klassischen Gaunergeschichte abgeben muss.
Es ist nämlich so: Wir verfolgen hier den Juwelendieb Walter (Vittorio Gassman), der mit seiner Freundin Francesca (Doris Dowling) auf der Flucht vor dem Gesetz ist und ihr im heiklen Moment die Beute zusteckt, damit sie sich unauffällig unter die Reis-Arbeiterinnen mischt, die gerade mit dem Zug zu den Reisfeldern in der Po-Ebene abfahren. Die berühmteste Szene offenbart sich dann auch schon gleich zu Beginn, wenn eine der Arbeiterinnen, Silvana (Silvana Mangano) draußen zu ihrer vom Grammophon spielenden Boogie Woogie-Schallplatte tanzt. Sie ist diejenige unter all den anderen jungen Frauen, die nach außen hin zeigt, wie satt sie dieses von Armut und harter Arbeit geprägte Leben hat, sich lieber vergnügt und von glanzvollen, wenn auch kaum erreichbaren Zeiten träumt. Sie durchschaut auch rasch die Pläne von Francesca, die sich mit den anderen Frauen solidarisiert hat. Um die klassische Vierer-Runde abzuschließen kommt noch der Unteroffizier Marco (Raf Vallone) hinzu. Die vier Herzen pochen dann natürlich in entgegengesetzte Richtungen, so dass die gute, alte Eifersucht alle einholt und nicht nur zum gegenseitigen Haareraufen zwischen den beiden Frauen führt, sondern vor allem zu einem blutdurchtränkten Showdown im Schlachthaus.
Da haben wir auch schon den erwähnten Genre-Wirrwarr: einerseits beleuchtet der Film die harte Existenz draußen auf dem Reisfeld, wo die Mondinas ihre Kleider hochraffen (was durch den damaligen Blick auf zahlreiche Oberschenkel zum kleinen Skandal führte!) und nur singend ihren Frust und ihre Beschwerden loswerden dürfen (tolle Szenen!). Auf der anderen Seite drängt sich ständig der Hollywood'sche Gangster-Thriller dazwischen, wo es um Macht, Habgier und Eifersüchteleien geht. Was ja den Film nicht schlechter macht, bloß rutscht der erwartete Realismus oft in die andere Richtung zur Hintergrundkulisse, um dem Sensationsgehalt der verbrecherischen Intrigen Platz zu machen.
Silvana Mangano bleibt dennoch unschlagbar. Trotz unrasierter Achseln bei den zahlreichen Tanzszenen.

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