3. Juli 2013

SCHNEE AM KILIMANDSCHARO

Henry King  (USA, 1952)
Ernest Hemingways Vorlage liegt nun so weit zurück, dass kaum noch eine Erinnerung an das Geschehen heranreicht. Schade, weil man dann noch mehr vergleichen und sich noch mehr ärgern könnte.
Gregory Peck ist jedenfalls der geschlagene Mann, den man mit einer Virusinfektion außer Gefecht gesetzt und ans Bett gefesselt hat, damit er als leidender Schriftsteller, Harry Street über sein bisheriges Leben grübeln kann. Und nicht nur grübeln, weil seine Frau Helen (Susan Hayward) ebenfalls in der afrikanischen Savanne an seiner Seite wacht und den von wirren Fieberträumen durchtränkten Geschichten lauschen darf.
Harry packt richtig aus und plaudert mit jammerndem Unterton von seinen Liebschaften aus jener Zeit, in der er die Welt als Schriftsteller nach Themen absuchte und spaltet damit den Film in einzelne Episoden auf. Sein Lebenswille schwindet dabei proportional zu seinem stets steigernden Verlangen nach einem gefüllten Glas Alkohol, während die winselnden Hyänen und krächzenden Aasgeier um sein Krankenlager schleichen und kreisen.
Harry schwelgt in Erinnerungen an verschiedenen Frauen, von denen jedoch keine an seine große Liebe Cynthia (Ava Gardner) heranreicht, an die er sein Leben lang unentwegt denken muss, weswegen seine jetzige Frau, Hellen enttäuscht in die Ferne blickt.
Zusätzlich beschäftigt ihn noch das Rätsel, welches er einst von seinem Onkel auf dessen Sterbebett als Geschenk bekommen hat: Weshalb liegt auf dem schneebedeckten Gipfel des Kilimandscharo ein Leoparden-Skelett? Wie kam das Tier dort hin und wie kam es um? Die Geschichte um die Schmusekatze lässt sich natürlich auf den Lebens- und Leidensweg des Schriftstellers projizieren, deswegen hat Harry noch mehr Grund zum Kopfzerbrechen.
Der Film kann (und muss) sich zu den für die 50er so typischen Afrika-Hollywood-Filmen dazugesellen und dieses Mal hat der schwarze Kontinent die Funktion einer seelischen Hintergrundkulisse, aber versteht es vor allem, seine Zuschauer mit peinlich unbeholfenen Rückprojektionen und kläglich reingesetzten Archivaufnahmen auf die Probe zu stellen.
Mag der Film nämlich in seinen Rückblenden noch überzeugend sein, wenn etwa Peck den verschiedenen Frauen in Hemingway'schen Worten seine Weltsicht und Lebensweise als Künstler zu erklären versucht, so lässt der Regisseur seine Darsteller schnell wieder wie Amateure aussehen, wenn er sie in die Archiv-Naturaufnahmen hineinmontiert, wo sie sich mit Archiv-Nilpferden und Archiv-Löwen herumschlagen müssen. Afrika dient dann nicht mehr der Metapher-Oberfläche zur erleuchtenden Selbstfindung, sondern wird zur bilderbuchartigen Kitschkulisse degradiert, vor der die tragischen Figuren zu Clowns umgewandelt werden.

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