7. Juli 2013

MEPHISTO

István Szabó  (Deutschland, Ungarn, 1981)
Da ist er endlich, der große "Mephisto", den man schon viel früher hätte sehen sollen, aber der Mensch kann nicht alles gucken, deswegen alles schön nacheinander.
István Szabós Klaus Mann-Verfilmung ist sein viel gelobter, großer Wurf und erzählt die Geschichte des Schauspielers Hendrik Höfgen zur Zeit des Nationalsozialismus. Höfgen wird von Klaus Maria Brandauer verkörpert, der diesen Film prägt wie sonst nichts und niemand; ein exzentrischer und selbstverliebter Überdarsteller, der die Idee für eine neue Form des Theaters hat, sie aber kaum umsetzen kann, weil er stets mit allen anderen Schauspielern kollidiert. Sein alles überschattendes Ego und die hohen Ansprüche, mit denen er sich an alle Projekte nähert, lassen alle restlichen Darsteller zu unbedeutenden Winzlingen schrumpfen.
Der Film thematisiert jene Zeit, als Hitler längst das Ruder übernahm, und Höfgen spricht sich zunächst deutlich gegen das NS-Regime aus, bis aus Deutschland das wird, was man aus Geschichtsbüchern und Erzählungen eben kennt und es kein Zurück mehr gibt. Man muss sich  fügen, wenn man als Mensch und Künstler noch weiter existieren will.
Von Hamburg geht es für ihn dann nach Berlin zum neuen Engagement, jedoch schon unter der Hakenkreuzfahne, wo er zwar große Erfolge feiern kann, aber zunehmend zur Marionette der NS-Regierung wird. Er fügt sich immer mehr, wird zum treuen Diener, lässt sich von den Machthabern herumkommandieren und fügt sich weiterhin, bis er ohne Freunde dasteht. Er ist eben Schauspieler und möchte es auch bleiben, den Erfolg und die vollen Theater genießen, in welchem Lichte er auch stehen und welche Art von Publikum er auch begeistern mag.
Dann kommt endlich die große Rolle des Faust'schen Mephisto, der Ministerpräsident ist begeistert und Höfgen rutscht immer weiter in den Nazi-Schlund hinab, rappelt sich aber stets durch die Einbildung auf, seine Kunst könnte sich dennoch von der Politik abgrenzen.
Irgendwann kommt er schließlich dahinter, dass er nur ein kleines Zahnrad in der riesigen Maschinerie des Dritten Reiches ist und dass er leicht zerquetscht und beseitigt werden kann, wenn er sich zu sehr einmischt oder gar Forderungen stellt. Er ist eben nur ein Schauspieler, wie schon seine letzten Filmworte verkünden, als er ins Rampenlicht des Berliner Olympiastadion geschoben wird.
Am Ende hat man dennoch das Gefühl, der Filme wäre ins Leere gelaufen, denn einerseits spitzt sich die Lage deutlich zu, die politischen und somit auch privaten Verhältnisse zwischen den Figuren werden immer angespannter und doch kreist die Handlung ständig um das Thema das angepassten Konformisten wider Willen, oder um das Künstlersein und die Bedeutung von Kunst während dieser Zeit, ohne sich jemals wirklich zu entladen und den filmischen und inhaltlichen Rahmen zu sprengen.
Vielleicht soll es aber auch genügen, Braundauer zuzuschauen, bzw. seiner tragischen Figur zu folgen. Seiner Rolle, die er in der Theaterwelt eben theatralisch und mit großen Gesten spielt und sich außerhalb auf der Lebensbühne unterwürfig zum kleinen Mann zusammenzieht.

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