3. Juli 2012

IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN

Rainer Werner Fassbinder (Deutschland, 1978)
Mit diesem Werk schmeißt uns Fassbinder einen seiner härtesten Knochen zu, auch wenn er den Wurf vordergründig auf sich selbst richtet denn es ist ein ganz persönlicher Katastrophenfilm, in dem der Regisseur den Selbstmord seines Lebenspartners Armin Meier verarbeitet, der sich kurz nach der Trennung von Fassbinder das Leben nahm.
Volker Spengler ist der zwigespaltene Charakter des Transsexuellen Erwin bzw. Elvira. Seine unerfüllte Liebe hat ihn dazu gemacht was er ist. Bei seinen Mitmenschen erhofft er sich ein seelisches Auffangbecken, sein Wunsch nach Geborgenheit bleibt jedoch unerfüllt; er stoßt überall auf Ablehnung und bleibt eine tragische Figur, alle Wege führen in eine Sackgasse.
Rein erzählerisch dringt Fassbinder hier in ungewohnte Sphären; die Geschichte ist ein dramaturgisches Mosaik. Sich darauf einzulassen, bedeutet, sich dem ungewöhnlichen Erzählfluss völlig ausliefern zu lassen, die theatralischen Ansätze, die symbolischen Bilderfluten und schließlich Elviras klagenden Off-Sprecher-Monologe zu verarbeiten. Hier kollidiert so vieles zusammen: Transsexualität  mit Fassbinders Mutter in der Nonnen-Kluft, ein blutrünstiger Blick ins Schlachthaus, Mahlers 5. Sinfonie und eine springende Schallplatte mit Weihnachtsliedern. Und überall unser gebeutelter Held oder Heldin, die gerne viele Tränen vergießt.
Um das alles bis ins Detail erfassen und begreifen zu können, muss man wohl Fassbinder selbst gewesen sein. Filmische Selbsttherapie, die aber nachhallt. 

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