29. Juli 2012

BEIM STERBEN IST JEDER DER ERSTE

John Boorman (USA, 1972)
New Hollywood im vollen Glanz. Und dazu von einem Briten. John Boorman zeigt sich hier von seiner besten Seite; kaum zu glauben, dass sein Œuvre von "Point Black", über "Excalibur" bis hin zu Sci-Fi-Trash-Kino wie "Zardoz" reicht. Hier darf Jon Voight nochmal richtig aufleuchten, bevor er in den kommenden Jahrzehnten fast endgültig erlosch.
Vier Großstädter auf Kanu-Tour in den entlegenen Winkeln (bzw. Strömen) von Georgia. Ein Damm soll gebaut werden, die umliegende Gegend wird entweder evakuiert oder den Wassermassen überlassen, die demnächst alles mit sich reißen werden.
Als die vier Männer in der Gegend ankommen stoßen sie bei den Einheimischen auf distanzierte Ablehnung, Ronny Cox kann sich nur mit einem behinderten Jungen im Gitarren/Banjo-Duett per Musik verständigen; großartige Szene. Dann schließlich die Kanu-Fahrt, die Wildnis ruft, die Erlösung vom großstädtischen Chaos ist zum Greifen nahe, doch der Regisseur lässt den Traum von der Naturverbundenheit rasch wie eine Seifenblase zerplatzen: Zwei der Männer setzen irgendwann ihren Fuß wieder auf den Erdboden, werden von zwei Hinterwäldlern überwältigt, bis schließlich einer von ihnen vergewaltigt wird. Die Rettung kommt noch rechtzeitig: Burt Reynolds darf mit Pfeil und Bogen aushelfen.
In John Boormans Film hat die Natur nichts befreiendes, sie bietet keinen Halt, sondern rächt sich viel mehr an ihren Sündern und fordert harten Körpereinsatz. Die Wogen des Flusses tun ihr übriges, da sich die Rückkehr ebenso gefährlich gestaltet wie die Begegnung mit den zwei Verbrechnern.
Guter Auftakt, um wieder mehr Filme aus dieser spannenden Film-Periode herauszukramen.

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