19. Juli 2012

DIE BRAUT TRUG SCHWARZ

François Truffaut (Frankreich, 1969)

Jeanne Moreau als Killermaschine auf einem blutigen Rachefeldzug. Das Motiv serviert uns Truffaut in einer Rückblende: Als sie frisch vermählt mit ihrem Ehemann aus der Kirche tritt, wird dieser versehentlich erschossen. Ein paar Kerle spielten im Haus gegenüber Karten, einer von ihnen fuchtelte mit einem Gewehr herum, bis der tödliche Schuss kam, sein unbedachtes Ziel traf und die Handlung auslöste. Die 5 Männer fliehen in alle Himmelsrichtungen, doch rechnen nicht mit Jeanne Moreau, die es sich vorgenommen hat, jeden von ihnen aufzuspüren und auf eine abwechslungsreiche Weise bluten zu lassen.
Die Witwe Julie Kohler ist hier der schwarze Rächer in Frauengestalt, der die Männerwelt erzittern lässt. Der ganze Film erlaubt auch keinen anderen Handlungsstrang, konzentriert sich bis zur allerletzten Minute auf das Aufstöbern und Liquidieren der 5 Täter. Das ist auch etwas ungewöhnlich für Truffaut, denn es bleibt kaum Platz für Zwischenmenschliches, für Kompromisse, für Gespräche, oder andere Lösungsansätze zwischen den Geschlechtern. Moreau tötet ohne mit der Wimper zu zucken, ihre Opfer können bloß noch um Gnade flehen, falls ihnen überhaupt so viel Zeit übrig bleibt.
Da hat Truffaut die emanzipierte Frau aus dem Ärmel geschüttet, mit einer erzählerischen Leichtigkeit, die er mal wieder dem alten Hitchcock zu verdanken hat.


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