12. Juli 2012

...UND NICHTS ALS EIN FREMDER

Stanley Kramer (USA, 1955)
Ebenfalls zuletzt in der Ausgrabungsstätte eines riesigen Wühltisch-Berges bei Saturn gefunden. Noch nie davon gehört, aber der Name Stanley Kramer lockt das Auge, ebenso Robert Mitchum auf dem Cover, der aussieht wie ein psychopathischer Chirurg, der an seinen Patienten mehr herumschneidet als Gott lieb ist.
Mit einem schaurigen Thriller hat Kramers Erstlingswerk jedoch nichts zu tun, es ist viel mehr die Analyse eines durch und durch selbstsüchtigen Menschen, der über Leichen geht, um die Karriereleiter zu erklimmen. Mitchum und Sinatra sind hier viel zu alt wirkende Medizinstudenten, der erste mittelos, so dass er sich die Studiengebühren nicht leisten kann und schließlich eine Zweckehe mit einer  Krankenschwester (Olivia de Havilland) eingeht, die ihm finanziell zur Seite steht.
Mitchum geht später auch mit Gloria Grahame fremd; hier eine junge, gelangweilte Witwe, mit großem Haus und einer ganzen Pferdeherde im Stall. Da bietet sich auch an, mit dick aufgetragenen Symbolen zu arbeiten, wenn der breitschultrige Mitchum das Tor öffnet und den heißblütigen Gaul zur wiehernden Stute galoppieren lässt.
Kramer erzählt von einer einseitigen Liebe, von finanzieller und menschlicher Ausbeutung, klammert sich manchmal zu detailliert an das Ärzte-Milieu und bleibt auch oft zu lange mit der Kamera an den Operationstischen haften. Bleibt die Frage, ob diese Geschichte aber dennoch kompakter erzählen werden kann, ohne das Grundthema und die Vielfalt der Figuren völlig zu verwässern. Denn es ist immer noch ein wirklich beeindruckendes Startschuss von dem damals noch filmisch unerfahrenen Stanley Kramer. (Oder gar sein bester Film)?

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