4. Juli 2012

TAKE SHELTER

Jeff Nichols (USA, 2011)
Und wieder ein neuer Mann am Horizont: Jeff Nichols, wer ist das? Schmeißt uns einfach diesen Film vor die Füße, einen guten noch dazu. Und nicht nur einen Film, sondern den nächsten Beweis, dass Filme immer noch für die große Leinwand gemacht werden.
Hier wird der Himmel zu einem der Hauptakteure; es donnert und blitzt, es ziehen dunkle Wolken vorüber, Stürme entfachen, Vogelscharen vorführen ungewöhnliche Tänze, oder fallen wie Regen vom Himmel. Was nach Augenpulver klingt, erweist sich glücklicherweise nach dezent eingesetzten Spezialeffekten.
Der Vorarbeiter Curtis (Michael Shannon) lebt mit seiner Frau (Jessica Chastain.. kennt man aus "Tree of Life") und seiner kleinen, taubstummen Tochter am Stadtrand irgendwo in Ohio und muss sich dieses himmlische Spektakel ansehen, wird zudem von Alpträumen geplagt und weiß nicht mehr von Realität und Einbildung zu unterscheiden. Es führt dazu, dass der Tornado-Bunker auf dem Grundstück hinterm Haus von ihm geöffnet und inspiziert wird. Damit schlägt der Film ein neues Kapitel auf; Curtis widmet Zeit und Geld nur noch dem Ausbau des alten Bunkers, ganz zu Missgunsten seiner Familie, die er dann nach seiner Job-Entlassung auch nicht mehr finanziell unterstützen kann. Vor allem die medizinische Versorgung seiner Tochter leidet darunter und die Frau steht hilflos da.
Es zählt nur noch sich in diesem selbstgebuddelten Erdloch wie ein Maulwurf vor der kommenden Apokalypse zu verkriechen. Curtis will seine Familie beschützen, vor allem aber sich selbst, weil es um ihn herum unentwegt blitzt und donnert. Psychose und Vorahnung prallen hier aufeinander; Curtis sucht die Antwort bei seiner psychisch kranken Mutter und findet sich selbst schließlich mit der Familie im Bunker wieder, mit Gasmasken auf dem Kopf.
Michael Shannon spielt diesen modernen Propheten, ein Gesicht, das man sich unbedingt merken sollte; Werner Herzog soll ihn auch sehr schätzen, bleibt die Hoffnung, dass da noch mehr kommt; Gutes, gar Besseres.
Der Film erinnert auch ein wenig an Spielbergs beste Zeiten, die Hollywood'schen 70er Jahre, die Familiengeschichten von verträumten, exzentrischen Charakteren, eingebettet in übersinnliche und kosmische Themen. Wo Richard Dreyfuss als Familienvater riesige Berge knetete, da buddelt Michael Shannon Löcher im eigenen Garten. "Take Shelter" könnte ein Pendant zu dieser alten Schule des Erzählens sein.


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