17. Juli 2012

DER RITUS

Ingmar Bergman (Schweden, 1969)
Mal wieder was aus dem kühlen Norden, direkt vom großen Schweden, unantastbar bleibt sein Werk, er dringt in ganz andere Sphären ein als andere Filmemacher. Mit "Ritus" legte er damals seine erste Fernseharbeit hin.
Eine Künstlergruppe bestehend aus Hans Winkelmann (Gunnar Björnstrand), Sebastian Fisher (Anders Ek) und Thea von Ritt (Ingrid Thulin) werden angeklagt, ein Sittlichkeitsvergehen mit ihrem Bühnenstück "Der Ritus" begangen zu haben und müssen somit einem Untersuchungsrichter (Erik Hell) vorgeführt werden; zuerst in der Gruppe und anschließend in Einzelgesprächen. Bei jedem der drei stößt der Richter auf einen völlig unterschiedlichen Gesprächspartner: Sebastian entblößt seinen Befrager durch seine aggressive Art, Hans wirkt wie der Anführer der Truppe, der Mann, der zu Anfang den kühlen Kopf bewahrt und Thea ist ein Fall für sich; es wird davor gewarnt, dass sie im Einzelgespräch Anfälle haben könnte, öfters ins Stottern kommt, psychisch nicht labil sei. Der Richter meißelt sich mühevoll durch drei dicke Panzer zu den unterschiedlichen Charakteren hindurch, befindet sich aber immer deutlicher selbst im Mittelpunkt; die Analyse nimmt eine Kehrtwende.
Schließlich stehen die drei Darsteller kostümiert in seinem Büro und führen jenes Stück auf, das den Grund ihrer Verhaftung herbeiführte. Das ganze wirkt dämonisch, dem kleinen Bürokrat völlig überlegen, wie aus einer längst vergessenen Zeit stammend und führt lediglich vor, wie zwei völlig entgegengesetzte Welten ohne gegenseitiges Verständnis aufeinanderprallen.
Ob ein aufwändiges filmisches Projekt, oder bloß ein Kammerspiel fürs TV, Bergman bezwingt jedes Format.

Keine Kommentare: