31. Juli 2012

ADAPTION

Spike Jonze (USA, 2002)
Charlie Kaufman ist der mysteriöse Mann Hollywoods, der am liebsten im Schatten verborgen bleibt; Drehbuchautor eben, aber immerhin einer, der stets gerne bei der Geburt seines "Kindes" dabei ist.
Spike Jonze stellt ihn hier dann doch ins Licht, Kaufman war ja bereits für den surrealen Unsinn von "Being John Malkovich" verantwortlich, "Adaption" blickt hinter die Kulissen, aber entfernt sich vor allem von diesem Werk und thematisiert Kaufman selbst, als neurotischen Kauz.
Und weil auch dieses Drehbuch von Kaufman stammt und er diesmal selbst im Rampenlicht steht, muss er es sogar übertreiben und kreiert noch seinen zusätzlichen Zwillingsbruder. Das bedeutet zweimal Nicolas Cage mit dünnem Haar, violett-grünem Teint und schwitzendem Gesicht. Aber das macht nichts, weil Cage dieses Mal ziemlich gut ist und bestens in diese Doppelrolle hineinpasst.
Charlie soll ein Buch von Susan Orlean (Meryl Streep) über den Orchideen-Experten John Laroche (Chris Cooper) zum Drehbuch adaptieren, merkt aber bald wie handlungsarm der Stoff für eine filmische Umsetzung ist und versucht daraufhin eben diese kreativen Strapazen in der Geschichte zu verarbeiten. Sein Bruder Donald stoßt hingegen mit seiner eigenen Drehbuchfassung auf große Begeisterung beim Agenten, so dass sich schließlich beide Brüder zusammentun.
Der jungfräuliche Schein der Orchideen-Thematik trügt jedoch, weil die Brüder einem Geheimnis auf die Schliche kommen und plötzlich schwenkt der Film zu einem wüsten Action-Thriller in sumpfigen Gebieten, mit zuschnappenden Krokodilen, aber nicht ohne seinen Sarkasmus zu vernachlässigen.
Spike Jonze setzt seine Geschichte mosaikartig zusammen, als Fugen nutzt er Aufnahmen aus dem Mikrokosmos, zeigt in Zeitraffer wie sich ein Fuchs zersetzt und von Würmern zerfressen wird, lässt Vulkane ausbrechen und Erdkrusten erbeben, das ist vielleicht alles auch ein bisschen zu viel des Guten, denn man wird dazu gedrängt, alles als unheimlich bedeutungsschwanger hinzunehmen und sich plötzlich viel zu viele Gedanken über die Symbolik von Orchideen zu machen.
Charlie Kaufman überspannt also auch mit diesem Film den Bogen, aber er schreitet wenigstens auf wirklich einsamen Pfaden, wo er in Ruhe gelassen wird und wo alles erlaubt ist.

Keine Kommentare: