16. Juli 2012

HONEYMOON KILLERS

Leonard Kastle (USA, 1970)
Leonard Kastle, vor allem Opern-Komponist, hat zur Abwechslung auch mal einen Film gemacht, und was für einen! Er verfilmte die auf wahrer Begebenheit beruhende Gangster-Ballade, (denn nichts anders ist dieser Film), von der Krankenschwester Martha und ihrem Freund & Geliebten Raymond, die gemeinsam mordend durch Amerika ziehen. Martha ist übergewichtig, leidet an Komplexen, tritt aber dem Aunt Carrie's Friendship Club bei und lernt somit Ray kennen, einen schmierigen, hinterlistigen Gigolo. Bei ihren Serienmorden haben sie es auf reiche, alleinstehende Frauen abgesehen, denen Ray seine Liebe vorschwindelt, und die im entscheidenden Moment mehr oder minder brutal aus dem Weg geschafft werden. Es wird nicht von Hammerschlägen auf dem Kopf zurückgeschreckt,man hält seinen hilflosen Opfern die Pistole an die Schläfe (und drückt auch ab!) und selbst unschuldige Kinder werden als lästige Zeugen liquidiert.
Soll angeblich Truffauts liebster amerikanischer Film gewesen sein und es fällt auch durchgehend auf, wie wenig amerikanisch Leonard Kastles Methoden sind, eine Geschichte zu erzählen und wie sehr sie an das französische Kino erinnern. Kastle versteht es vor allem in entscheidenden Momenten mit der Identifikation des Zuschauers zu spielen, denn kurz bevor der Hammer zuschlägt oder der Schuss fällt, ist man hilflos wie ein kleines Kind, leidet mit dem Opfer mit und glaubt am Ende selbst zu verbluten. Wie der Regisseur dieses Kunststück vollbringt, bleibt ein Geheimnis. Ungewöhnlicher Film; wieder was aus Teufels Küche.


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