2. April 2012

IM SCHATTEN DES ZWEIFELS

Alfred Hitchcock (USA, 1943)
Immer wenn man denkt, der dichte Hitchcock-Urwald würde sich so langsam lichten, kommen einem weitere Filme entgegen, die man noch nicht gesehen hat. Aber das ist auch gut so, denn man kann nie genug davon bekommen und sie haben schließlich stets was neues zu bieten und behalten dabei immer die unverkennbare Handschrift des Meisters.
Joseph Cotton ist hier auf der Flucht vor dem Gesetz und nistet sich bei der Familie seiner Schwester ein, wo ihm seine Nichte (gespielt von Teresa Wright) auf die Schliche kommt. Sie fühlt sich zwar einerseits stark zu ihm hingezogen, glaubt ihn aber gleichzeitig als einen gesuchten Witwenmörder zu entlarven.
Der Film steht trotz schauderhafter Grundthematik aber dennoch mit beiden Beinen auf der Sonnenseite, denn Hitchcock zeigt hier viel Humor. Er stattet manche seiner Figuren etwas komödiantisch aus, was dem Film eine liebenswürdige Note verleiht, die ein wenig an John Fords Kino erinnert, wenn der alte Western-Regisseur seine Figuren mit skurrilen Charaktereigenschaften auflockerte.
Hitchcock weiß es bestens, das Familiengeschehen, die Verhältnisse zwischen den einzelnen Figuren und ihre Individuen auf scharmante Weise zu vertiefen, weil er seine Figuren mit Macken und Kanten ausstaffiert. Der Verdächtige wird um so undurchsichtiger und diabolischer, weil er sich in diese Familien-Harmonie bestens einzubetten weiß und diese naiven, gutbürgerlichen Leute zusätzlich mit großzügigen Geschenken um den Finger wickelt.
Der Zuschauer schlummert gemütlich dahin, fühlt sich sicher und geborgen, ist aber um so überraschter wenn sich das Blatt doch noch wendet und Joseph Cotton Hörner zeigt.
Ein merkwürdiger, ungewöhnlicher Hitchcock, der in seiner Geborgenheit herangeschlichen kommt, der ohne Mordopfer auskommt und trotzdem fesselt.

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