3. April 2012

TOOTSIE

Sydney Pollack (USA, 1982)
Ich muss "Tootise" wirklich verdammt lange nicht gesehen haben, dass ich mir noch nie ernsthaft Sorgen um den Soundtrack des Filmes gemacht habe. Dave Grusin kleistert den Film dermaßen zu mit ausgelutschten 80er-Sounds, den obligatorischen Saxophon-Übergriffe und wehleidigen Großstadt-Schmalz-Balladen, die alle zusammen leider nicht untermalen sondern in ihrer Unangemessenheit nicht mehr als albern wirken, wenn ganze Erzähl-Passagen darunter leiden müssen.
Sonst kennt man ja den Film: Dustin Hoffman schlüpft in Frauenfummel, weil er als Schauspieler in Geldnot nur als Frau in einer Fernsehsoap engagiert wird. Der Film tritt damit dem eigenen Medium und letztendlich dem gesamten Showbusiness kräftig in den Hintern, denn er zeigt die Unterhaltungsindustrie als schonungslose Bestie, die nur mit Arschkriecherei bewältigt werden kann. Hoffmann muss sein bisheriges Geschlecht aufgeben, sich mit einer völlig neuen Identität abfinden und somit zur Hure der Unterhaltungsbranche werden, um an das gewünschte Ziel zu gelangen. Das ist alles tragischkomisch, nicht zuletzt durch den Fakt, dass Dorsey bzw. Dorothy seine/ihre Mitmenschen, Kollegen und Fans durchgehend an der Nase herumführen muss, was zwar den beruflichen Erfolg garantiert, aber im privaten Leben zu Missverständnissen und unerfüllten Träumen führt. Am meisten leider darunter natürlich Hoffmanns starke Zuneigung zu Jessica Lang; und dass der Zuschauer zumindest hierfür eine positive Happy-End-Lösung erwartet, liegt auf der Hand.
Hoffman und Lang in den Hauptrollen sind toll, aber noch besser ist der junge Bill Murray als Mitbewohner und Eingeweihter, der alles mit starrer Lakonie und trockenem Humor hinnimmt und damit bereits seinen schauspielerischen Stil definiert, der ihn später so erfolgreich machte.

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