9. April 2012

NUMMER 17

Alfred Hitchcock (Großbritannien, 1932)
„Nummer 17“ ist Hitchcocks legendärer Desaster-Film, den man nur noch in Buchhandlungen auf Wühltischen findet (so erging es mir), den Kauf aber dennoch riskieren sollte, denn am Ende ist es schließlich Hitchcock, den man da in den Händen hält und schauen darf. Die Kopie des Filmes in der FNM-Reihe ist schon ein Abenteuer für sich; man meint, der Film würde vom bloßen Anschauen zerbröckeln, die deutschen Untertitel stolpern den Dialogen hinterher, das Bild ist sumpfig und weich wie Butter, die Handlung ohnehin mehr als wirr.
In einem verlassenen Londoner Haus treffen unterschiedliche Charaktere aufeinander: Ein verblödeter Vagabunden (die klassische Figur des weisen Irren), mehrere kriminelle Vögel, ein Detektiv, ein junges Mädchen und eine taubstumme Frau. Alle diese Figuren geraten im Zusammenhang mit einer wertvollen Halskette aufeinander, das Kammerspiel kann also beginnen, bloß betreten die Bühne gleich drei männliche Darsteller, die optisch kaum von einander zu unterscheiden sind; ein merkwürdiger Handgriff des sonst so übergenauen Regisseurs. Das sorgt für noch mehr Wirrwarr, wenn man manchmal flüchtig hinschaut.
Die visuelle Nachspeise bietet schließlich das Showdown der rasanten Verfolgungsjagd zwischen Eisenbahn und Bus. Der Film entwickelt plötzlich ein halsbrecherisches Tempo, hetzt von einer Handlung zur anderen, der hektische Schnitt schmerzt in den Augen und irgendwann nimmt man fast gar nicht mehr wahr, dass in einigen der Szenen kleine Modelleisenbahnen aushelfen mussten.
Das ist bisher wirklich der merkwürdigste Hitchcock von allen; völlig roh zubereitet und aus einem großen Bottich etwas voreilig auf den Teller serviert. Schmeckt aber immer noch.

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