9. April 2012

SLEEPING BEAUTY

Julia Leigh (Australien, 2011)
Julia Leigh heißt die australische Regisseurin, die mit diesem soliden Erstlingswerk visuelle Eleganz mit einem dekadenten Schreckensszenario vermischt. Um so beunruhigender ist diese Geschichte um die junge Lucy (Emily Browning), wenn Form und Inhalt aufeinanderprallen und in ihrer visuellen Ausgeglichenheit doch so verstörend wirken.
Lucy verpflichtet sich zu einem ungewöhnlichen Nebenjob, bei dem sie in einem abgelegenen, eleganten Haus, eine ominöse Gesellschaft, bestehend aus älteren Gentleman, knapp bekleidet am Essenstisch bedient, aber hauptsächlich den älteren Herren im Schlafzimmer zur freien Verfügung steht.
So bald sie das abgelegene Haus betritt, verlässt der Film seine nüchterne Optik und verwandelt sich in eine anmutende Symbiose aus Kubricks „Eye Wide Shut“, Pasolinis „Salò“ und Roy Anderssons fotografisch aufgeräumter Bildmotive.
Lucy wird jedes Mal von ihrer Arbeitgeberin (einer Art Edel-Puffmutter) in einen tranceähnlichen Zustand gebracht und somit in die schlafenden Schönheit verwandelt, nach der der Film benannt ist. Nun liegt Dornröschen im Bett und muss bewusstlos die unterschiedlichen Besucher über sich ergehen lassen. Auf einen heldenhaften Prinzen wartet man jedoch vergeblich.
So herrlich der Film seine Geschichte visuell vorantreibt, mit seiner Leidenschaft zur absoluten Langsamkeit und perfekt durchkomponierter Bilder, so abrupt beendet er dieses moderne Schauermärchen, mit einem hastigen, offenen Finale, das den Zuschauer mit blinkenden Fragezeichen über dem Kopf alleine lässt.
Denn am Ende merkt man, wie sehr der Film inhaltlich in seinem eigenen Laufrad gefangen ist, bei dem der finale Ausbruch leider nur einen mäßigen Höhepunkt darstellt. Am Ende hinterlässt das eher den Eindruck eines unsicheren Studentenfilms als den einer klar konzipierten Geschichte. Ein Film, der seiner pingeligen Bildsprache zum Opfer fiel, aber nicht uninteressant bleibt.

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