17. April 2012

DIE FRAU IN SCHWARZ

James Watkins (Großbritannien, 2012)
Die wichtigste Schlagzeile für diesen Film ist: Wir lernen wieder das Fürchten im klassischen Sinn kennen, denn die britischen Hammer-Film-Studios haben nach langer Zeit wieder ihre Tore geöffnet! Wo wir uns früher mit Christopher Lee, Peter Cushing und Vincent Price gruseln und herum plagen mussten, wurde die neue Generation durch niemand geringeren als Daniel Radcliffe (auch bekannt unter dem Namen Harry Potter) eingeleitet. Und das passt sogar; vielleicht wenn man das Privileg genießen kann, keinen einzigen Potter-Film zu kennen und Radcliffe deswegen noch mit anderen Augen betrachten kann.
Der Stoff ist klassisch Hammer-Film mit einer leichten Bram Stoker-Prise: ein junger Anwalt (Radcliffe) soll den Nachlass einer verstorbenen Frau regeln und dazu in ihr abgeschiedenes Herrenhaus reisen, welches sich verlassen auf einer Anhebung befindet, das nur bei Ebbe erreicht werden kann. Wenn die Flut kommt, ist man vom naheliegenden Dorf und der restlichen Welt völlig abgeschnitten. Im Haus spukt dazu noch der Geist einer Frau, die sich am Tod ihres Sohnes rächt, in dem sie jedes Mal ein Kind sterben lässt, sobald sie jemand erblickt.
Wir haben hier also das klassische Hounted House-Motiv, das in den letzten Jahrzehnten restlos zu vermodern schien, gepaart mit dem ebenso angestaubten Gothik-Horror-Zeitalter, das man heutzutage fast nur noch bei Tim Burton als Kaugummi-Version vorfindet und zu guter Letzt eine spannend erzählte Geschichte, die sich auf ihre tadellose Inszenierung verlassen darf. Der Film braucht keine Effekthascherei und Blutbäder, weil das Haus mit seinen dunklen Korridoren, wippenden Sesseln, knarrenden Dielen und schaurigen Puppen für genug Atmosphäre sorgt.
Worüber man sich aber wirklich am meisten freuen sollte: der erste Gehversuch des reanimierten Hammer-Films ist geglückt, bzw. deutet auf genug Potenzial auf noch bessere Produktionen. Die Einspielergebnisse sind mehr als erfreulich; das Publikum ist also da und wartet ungeduldig auf Nachschub!

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