24. April 2012

MAMMUT

Lukas Moodysson (Schweden, Dänemark, 2009)
Klingt erst mal nach einem zeitlosen Thema, mit dem der Regisseur sogar unseren gesamten Erdball ins Visier nimmt. Denn wo Menschen Geschäftsreisen in fremde Länder machen müssen und von ihrem Partner getrennt werden, oder wo Menschen aus finanziellen Gründen gezwungen sind, in einem anderen Winkel der Erde zu arbeiten, um ihre Familie in der Heimat zu ernähren, da erzählt Lukas Moodysson von einem globalen Problem, von Trennung, Entfremdung, versuchter Akklimatisierung und der Folgen von all dem. 
Gael García Bernal hat als Computerspiele-Entwickler so einen Job, für den er nach Thailand fliegen muss, um einen Vertrag zu unterschreiben, sonst aber keine weitere Aufgabe zu erfüllen hat und deswegen das Land als Ort der Entdeckung nutzt. Bloß entdeckt er nicht nur Thailand, sondern auch eine junge Prostituierte, mit der er eine kurzweilige Affäre startet. Das Drama wird noch abgerundet, weil er anfängt über einen Ausbruch aus dem bisherigen Leben nachzudenken.
Seine Frau (Michelle Williams) sitzt hingegen schlaflos in New York, wo sie ihren Mann vermisst und ihr harter Krankenhausjob zusätzlich an ihrem Nervenkostüm zerrt.
Außerdem verliert sie zunehmend das Vertrauen ihrer kleinen Tochter, die sich immer mehr zu ihrem Hausmädchen hingezogen fühlt, die wiederum ihre Söhne auf den Philippinen vermisst. 
Der Regisseur spannt also eine lange Kette um den Erdball, zeigt wie problematisch Entfernungen sein können, ist aber mit dem Erzählen so vieler Einzelschicksale etwas überfordert.  Die Zeit sitzt dem Regisseur eindeutig im Nacken und er muss auf vorhersehbare Lösungen und gängige Klischees zurückgreifen, die die Thailand-Affäre mit einem Bein in einer schmalzigen Südseeromanze stehen lassen.
Mit dem Filmende begibt er sich zudem auf äußerst brüchiges Eis, weil er das Drama um den Seitensprung in einer finalen Wiederseh-Szene des Ehepaars entzerrt: Bernals Affäre scheint nicht bedeutsamer zu sein als eine Erfahrung, die seine Liebe zu Michelle bestärkt. So was hat einen sehr herben Beigeschmack.

1 Kommentar:

Smutek hat gesagt…

toller beitrag, den hat nicholas übrigens auch mal vorgestellt: http://www.sonic-reducer.de/allgemein/2011-01/mammut