1. September 2013

JACK IN LOVE

Philip Seymour Hoffman  (USA, 2010)
Die Besonderheit an diesem Film: Philip Seymour Hoffman stellt sich in dieser Verfilmung von Robert Glaudinis Bühnenstück  nicht nur vor die Kamera, sondern zum ersten Mal auch dahinter.
Als Regisseur blickt er hier auf sich selbst als Jack, den Typen, der keine Frau abbekommt, sich aber natürlich nach dem anderen Geschlecht sehnt und der mit Hilfe seiner einzigen Freunde Clyde und Lucy deren Arbeitskollegin Connie (Amy Ryan) kennenlernt. Die eigentliche Geschichte zögert auch nicht lange herum, sondern eröffnet mit der Charakterisierung der Hauptfigur automatisch das Thema und das Drama, oder wie man es auch sonst nennen will. Jack ist der Prototyp eines spätreifen, kauzigen Antihelden; sperrig im Umgang und ein dickbäuchiger Möchtegern-Rasta-Typ obendrauf. Der geborene Loser, dessen Wandlung oder dessen erhoffter Erfolg von uns sehnsüchtig erwartet wird. Man glaubt nicht wirklich an ihn, aber hofft für ihn das alles Beste.
Von Frauen hat er also wenig Ahnung und muss sich demzufolge erstmal auch noch in anderen Lebensbereichen behaupten, die er bisher nicht angerührt hat. Für das erste Date mit Connie wird eine Bootsfahrt im kommenden Sommer geplant und Jack will dafür schwimmen lernen, weil ein Boot auch gerne umkippt. Da er seine Herzensdame gern bekochen möchte und auch davon nichts versteht, sind zudem Kochkurstermine angesagt.
So liebenswürdig romantisch und harmlos jugendlich wie sich hier alles anbahnt, gipfelt die Geschichte dann doch in einer zwischenmenschlichen Eruption, als sich schließlich beide Paare zum gemeinsamen Dinner in der Wohnung zusammentreffen. Während sich Jack und Connie in diesem Gefühls-Showdown sachte aneinander nähern, entfacht zwischen Clyde und Lucy ein Beziehungskampf mit bösen Folgen.
Philip Seymour Hoffman ist ein großes Talent und bleibt gleichzeitig ein ewiger Lichtblick, weil er sich irgendwie doch recht selten ganz entfalten darf. Er läuft zu oft bucklig und geduckt auf der Schattenseite, anstatt sich wie ein Gockel aufzuplustern, was ihn wiederum durch seine Bescheidenheit sympathischer macht. Er ist der ewige Geheimtipp, über dessen Präsenz man sich erfreuen darf, ob in einer führenden Hauptrolle, oder wenn er auch bloß kurz im Hintergrund verweilt.
"Jack in Love" muss man wieder mal zu den sogenannten "kleinen" Filmen dazustellen, dabei bleibt er nicht unaufregend und erzählt die Geschichte zweier Menschen so sanft und diskret wie es ihm nur möglich ist. Der Film ist kein vulgärer Blick durchs Schlüsselloch, sondern ein zartes Ohr-Geflüster.

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